Terror-Verdacht: OSS spähte offenbar Foto-Journalisten aus

»Oldschool Society« bildet offensichtlich regelrechtes Netzwerk

  • Marcus Meier
  • Lesedauer: 2 Min.
Die heute unter Terrorverdacht Festgenommenen sind offenbar Teil eines größeren Netzwerk: »Oldschool Society« betreibt eine Facebook-Seite mit über 3000 Anhängern. Journalisten und Rechtsextremismus-Experten standen offenbar im Visier der Ultrarechten.

»3022 Personen gefällt das«: Die Facebook-Seite der »Oldschool Society« erfreut sich einer erheblichen Beliebtheit. Wie so viele Webseiten in dem sozialen Netzwerk hetzt sie gegen Flüchtlinge, Muslime, Linke und den als feindlich empfundenen deutschen Staat.

Doch sie dokumentiert auch Erschreckendes: Offenbar existiert hier ein regelrechtes Netzwerk aus Personen, die sich regelmäßig im realen Leben treffen, um beispielsweise auf Demonstrationen zu fahren. Das belegen Fotos auf der Facebook-Seite, die »OSS«-Anhänger unter anderem am Rande der gewalttätigen »Hooligans gegen Salafisten«-Randale Ende Oktober in Köln, auf einem Treffen in Borna oder einer »Die Rechte«-Demonstration in Dortmund zeigen.

Die OSS-Leute demonstrierten in Dortmund nicht nur mit. Mindestens einer von ihnen, intern »unser Presseonkel« genannt, fotografierte dabei Pressefotografen und die ebenfalls vor Ort anwesende Rechtsextremismus-Expertin Claudia Luzar. »Unser Presseonkel ist ... näher dran als wir!«, kommentiert dies ein Aktivist unter dem offiziellen Account von »Oldschool Society«.

»Unser Pressesprecher,immer vor Ort,so wissen wir immer was wirklich geschehen ist.«, schreibt der Facebook-Nutzer »Andreas von Landern«, der sich selbst »Präsident der Oldschool Society« nennt.

Immer wieder klagen Journalisten darüber, dass es Neo-Nazis gelingt, mit Fantasie-Presseausweisen in Bereiche zu gelangen, die eigentlich echten Journalisten vorbehalten sein sollten. So können sich die Rechten gerade bei Nazi-Demonstrationen unter die Medienleute mischen. Hintergrund ist, dass der offizielle und von den jeweiligen Innenministern anerkannte bundeseinheitliche Presseausweis 2008 abgeschafft wurde.

Längst stellen dubiose Anbieter selbst hergestellte Presseausweise aus und vertreiben sie über das World Wide Web. Mitunter werden sie von Polizisten anerkannt. So kann es vorkommen, dass sich plötzlich jemand in eine Journalisten-Gespräch einmischt und Verständnis für Nazi-Angriffe auf Medienvertreter äußert. So geschehen vor zwei Jahren – in Dortmund.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.