SYRIZA zeigt keine Angst
Führende Köpfe wie Giorgos Chondros sorgen sich um die Zukunft Griechenlands und Europas, sehen den Ball aber bei der EU und Berlin
Es ist eine Mischung aus Abgeklärtheit, Entrüstung und Hoffnung, mit der SYRIZA-Politiker dieser Tage in Deutschland auftreten. Das Selbstbewusstsein nach dem Wahlsieg vom 25. Januar hat in den zähen Verhandlungen mit den internationalen Gläubigern gelitten. Doch Giorgos Chondros bleibt zuversichtlich. Zumindest versucht das Mitglied des SYRIZA-Zentralkomitees diesen Eindruck zu vermitteln, als er auf Einladung der Rosa-Luxemburg-Stiftung am Mittwoch vergangener Woche mit Journalisten sprach.
Chondros gibt zu, dass seine Partei schwierige Verhandlungen mit der einstigen Troika erwartet habe. Aber: »Wir waren uns nicht bewusst, dass unsere Partner so vehement das Projekt Europa, EU und Euro aufs Spiel setzen würden.« Er sei aber optimistisch, dass es am Ende doch zu einem fairen Abkommen kommen werde. Wann das sein wird, konnte Chondros nicht sagen. Angesichts der Zahlungen, die Griechenland in nächster Zeit insbesondere an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zu leisten hat, müsse die Entscheidung jedoch bald getroffen werden.
Der Druck und die Unzufriedenheit über die wiederholten Zurückweisungen der Vorschläge der griechischen Regierung sind Chondros anzumerken. Während der 57-Jährige das Programm von SYRIZA zur Bekämpfung von Armut, Arbeitslosigkeit und zu Reformen des Staatswesens seiner Partei strukturiert und professionell vorträgt, paart sich in seinen Äußerungen über die EU-Institutionen und den IWF eine gewisse Resignation mit der Überzeugung, für das Richtige einzustehen und dafür nicht bestraft werden zu können.
»Wir werden unser Wahlprogramm umsetzen«, sagt Chondros etwas trotzig. Der politische Streit um die Fortsetzung oder Ablösung der Austeritätspolitik in Hellas und Europa sei offen. Schließlich könne nicht einfach über die demokratische Entscheidung der Griechen bei der Wahl im Januar und die sogar gewachsene Unterstützung der Bevölkerung in Hellas sowie in anderen Ländern hinweggegangen werden. »Am Ende werden die europäischen Regierungen ihre Verantwortung für Europa und für den Euro wahrnehmen«, hofft Chondros. Käme es zu keiner Einigung, läge die Verantwortung dafür nicht bei Griechenland.
Für den studierten Völkerkundler, der auch wegen seines Studiums in Wien fließend Deutsch spricht, steht ein Abrücken vom SYRIZA-Programm nicht zur Debatte. »Die griechische Regierung hat vier tiefrote Linien, die sie nicht überschreiten kann: keine Kürzungen bei Löhnen und Renten, keine Erhöhung von Steuern, insofern alle betroffen wären, kein weiterer Abbau der Arbeiterrechte und das Ende der Privatisierungen in Form eines Ausverkaufs.«
Chondros ist ein Profi, wenn es darum geht, vor Medien aufzutreten. Von 2010 bis 2014 war er Bürgermeister, zuvor und immer noch aktiv in verschiedenen Protestbewegungen insbesondere zu ökologischen Fragen. Dennoch oder vielleicht gerade deswegen ist der derzeitige Koordinator der Ökologie-Abteilung bei SYRIZA ein glaubwürdiger Vertreter seiner Partei. »Wenn das Geld nicht mehr für die Bevölkerung und für die Kredite reicht, dann werden wir uns für die Bedürfnisse der Bevölkerung entscheiden« - dieses Versprechen scheint sicherer als eine rasche Auszahlung der letzten Kredittranche durch die Gläubiger.
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