Friedensdemo hat rechte Anhängsel
Verschwörungstheoretische Gruppen dürfen mitlaufen
Die Diskussion wird kontrovers geführt. Die Friedensbewegung debattiert seit Monaten über den Zusammenschluss von Teilen traditioneller Gruppen und den »Montagsmahnwachen für den Frieden« des sogenannten Friedenswinters. Beobachter bescheinigten den »Montagsmahnwachen« immer wieder die Verbreitung von verschwörungsideologischen bis hin zu antisemitischen Inhalten. Wohl deshalb haben namhafte Organisationen wie die Linkspartei und die VVN-BdA nicht zu der Demonstration aufgerufen, zu der sich an diesem Sonntagnachmittag rund 800 Menschen auf dem Hackeschen Markt in Mitte unter dem Motto »Nein zu Krieg und Faschismus« eingefunden haben.
Schwerpunkt der Demonstration, die nach einer Auftaktkundgebung vor das Bundeskanzleramt zieht, ist der Ukraine-Krieg. Auf Schildern und Transparenten prangern die Teilnehmer zudem den Einsatz von bewaffneten Drohnen durch das US-Militär an. Richtung Bundesregierung lautet die Forderungen: keine Auslandseinsätze der Bundeswehr. In Reden wird dabei immer wieder auf den 70. Jahrestag der Deutschen Kapitulation am 9. Mai 1945 eingegangen. »Wir stehen hier in Verantwortung für die Genossinnen und Genossen, die heute hier nicht mehr stehen können«, erklärt die Friedensaktivistin Erika Baum.
Eine Bekannte von Baum verlässt die Demonstration unterdessen aus Enttäuschung vorzeitig. Rosi aus Lichtenberg ist aus »Neugier« zum Hackeschen Markt gekommen, sie kritisiert aber die fehlende Abgrenzung der Veranstalter gegen rechte Positionen. Dies könne sie als überzeugte Antifaschistin nicht mittragen. Kurz bevor die 79-Jährige in der Oranienburger Straße geht, wird eine fünfköpfige Gruppe um Ex-Pegida-Organisatorin Kathrin Oertel nach hitziger Diskussion und Gerangel ausgeschlossen. Sie hatte sich mit einem Transparent gegen »roten, grünen und braunen« Faschismus unter die Versammelten gemischt. Bis zum Ende mitlaufen, ohne dass jemand daran Anstoß nimmt, dürfen dagegen Anhänger der rechten »Montagsmahnwachen«, unter ihnen auch deren Gründer Lars Mährholz. Zur Abschlusskundgebung am Paul-Löbe-Haus gesellt sich auch Ken Jebsen dazu. Der »RBB« hatte sich von ihm nach dem Vorwurf einer antisemitischen Äußerung als Radiomoderator getrennt.
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