Das war nur der Aperitif
Nach der Attacke von Alberto Contador auf der ersten Bergetappe der Italienrundfahrt sprießen die Gerüchte
Die erste Hürde auf dem Weg zum seltenen Double aus Giro- und Toursieg hat Alberto Contador mit Bravour genommen. Schon im Ziel der 5. Etappe auf dem 1356 Meter hohen Gipfel von Abetone hat der 32-jährige Spanier das Rosa Trikot erobert, das er zuletzt 2011 getragen hatte. Allerdings war ihm das vor vier Jahren im Nachhinein wegen seiner Dopingsperre wieder aberkannt worden.
»Das war nur der Aperitif. Wichtig ist, dass ich das Trikot am 31. Mai in Mailand trage. Aber ich fühlte mich stark, und da habe ich attackiert - das war ein wunderbarer Tag für uns«, meinte Alberto Contador, der sogar den kleinen Seitenhieb des Ex-Meisters Mario Cipollini im italienischen Fernsehen weglächeln konnte. Der einstige Spitzensprinter, immer noch für etwas Exzentrik gut, wunderte sich öffentlich, warum Contador seine Rennmaschine 32 Kilometer vor dem Ziel gewechselt hatte. Cipollini befeuerte damit die aktuelle Diskussion um versteckte Minimotoren. Dabei sind Radwechsel zu leichterem Material vor anstehenden Anstiegen durchaus üblich. Contador sprach - darauf angesprochen - im Scherz von »fünf Motoren«, die ihm den Aufstieg nach Abetone erleichtert hätten, wie die »Gazzetta dello Sport« berichtete.
Zum Auftakt des 98. Giro d’Italia am vergangenen Samstag in San Lorenzo al Mare hatte die italienische Polizei die Rennräder der Profis auf den verbotenen Extra-Antrieb untersucht - mit durchweg negativem Ergebnissen.
Die Gerüchte um möglicherweise versteckte Motoren im Fahrradrahmen war 2010 aufgekommen, als der Schweizer Olympiasieger Fabian Cancellara angeblich verdächtig schnell die Flandern-Rundfahrt und im Anschluss den nächsten Klassiker Paris-Roubaix gewonnen hatte. Schon damals schien der Verdacht eher absurd. Aber da im Radsport der Erfindungsreichtum bei Manipulationen bekanntermaßen schon immer besonders groß war, wird seit neuestem nicht nur nach verbotener Chemie im Körper der Athleten gefahndet.
Auf jeden Fall setzte Contador, die Galionsfigur im Saxo-Tinkoff-Rennstall des exaltierten Milliardärs Oleg Tinkow, eine erste sportliche Marke. Der Kampf um den Giro-Erfolg 2015 ist dabei bereits nach nur fünf Etappen zu einem Dreikampf zusammengeschrumpft. Contador hatte am Mittwoch zeitgleich mit dem Lokalmatador Fabio Aru von Astana und Richie Porte aus dem britischen Sky-Team das Ziel 1:31 Minuten hinter dem Tagessieger Jan Polanc aus Slowenien erreicht.
»Das Rosa Trikot kommt niemals zu früh«, analysierte Ivan Basso, der zweimalige Gewinner der Italienrundfahrt und Edelhelfer Contadors, die Situation. Sollte Contador die erste Etappe auf dem Weg zum Double wirklich gelingen, blieben ihm nur 33 Tage Erholung bis zum Start der Frankreich-Rundfahrt am 4. Juli in Utrecht. Dort trifft er dann auf die ausgeruhten Vincenzo Nibali (Toursieger 2014), Christopher Froome (2013) und Nairo Quintana (Giro-Sieger 2014). dpa/nd
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