Kälte ist viel gefährlicher als Wärme

Studie: 20 mal mehr Tote bei niedrigen Temperaturen

  • Lesedauer: 2 Min.

London. Kaltes Wetter ist einer Studie zufolge für die Gesundheit viel schädlicher als warmes. Forscher haben für die Untersuchung 74 Millionen Todesfälle zwischen 1985 und 2012 in 13 Staaten quer über den Erdball ausgewertet. Das Team um Antonio Gasparrini vom Hygiene- und Tropeninstitut London setzte die Daten in Verbindung zu einer für jedes Land einzeln berechneten Idealtemperatur. Das Ergebnis: Kälte ist für etwa 20 Mal mehr Todesfälle verantwortlich als Wärme.

Es ist den Angaben zufolge die bislang größte Studie zum Zusammenhang zwischen Temperatur und Gesundheit. Daten aus Deutschland wurden nicht ausgewertet; Europa war mit Italien, Spanien, Schweden und Großbritannien vertreten. Das Wissenschaftlerteam veröffentlichte die Studie in der Medizin-Zeitschrift »The Lancet«. Andere Forscher warnten jedoch in einem Kommentar davor, die Ergebnisse überzuinterpretieren.

Ist es zu warm, belastet das vor allem Herz und Kreislauf. Ist es zu kalt, kommen laut Studie Probleme mit den Atemwegen als weiteres Risiko hinzu, außerdem ist die Immunabwehr schwächer.

Kälte war der Studie zufolge für 7,29 Prozent aller Todesfälle verantwortlich, Wärme nur für 0,42 Prozent. Aber: Extreme Temperaturen - egal ob eisige Kälte oder große Hitze - waren nur für relativ wenige Todesfälle verantwortlich. Die meisten wetterbedingten Todesfälle ereigneten sich an mäßig heißen und vor allem etwas zu kalten Tagen, so Gasparrini.

In der spanischen Hauptstadt Madrid zum Beispiel starben die meisten Menschen bei einer Temperatur von acht Grad. Den zweithöchsten Ausschlag hatte die Kurve bei 25 Grad. Bei extremeren Temperaturen um Null und über 30 Grad flachte die Kurve stark ab. Die für die Gesundheit ideale Temperatur läge den Daten zufolge für Spanien um die 22 Grad. Egal ob heiße, feuchte oder kalte, trockene Länder: Die Grafik, die Todesfälle und Temperatur zueinander in Beziehung setzt, ergibt in fast allen Klimazonen eine Art M.

Gasparrini und seine Mitautoren sind der Ansicht, die Studie sollte die öffentlichen Gesundheitssysteme zum Nachdenken bringen. Sie dürften nicht nur extreme Wetterereignisse als Risiko für die Gesundheit der Bevölkerung im Visier haben. dpa/nd

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