Auf Fischers Spuren
Aert van Riel über den Vorstoß Cem Özdemirs zu grünen Doppelspitzen
Cem Özdemir sucht die offene Konfrontation mit dem linken Flügel der Grünen. Der Realo hat die Doppelspitzen in der Partei- und Fraktionsführung kritisiert. Hintergrund ist, dass der Vorsitzende Özdemir den Kurs der Parteispitze in naher Zukunft nicht mehr mit seiner links von ihm stehenden Ko-Chefin Simone Peter eng absprechen will. Das Vorbild des Baden-Württembergers ist offenbar der frühere Außenminister Joschka Fischer, der neben sich keinen weiteren Spitzenkandidaten duldete und als alleiniger Anführer der Grünen galt.
Ähnlich wie Fischer will Özdemir, der Ambitionen hat, die Grünen im Wahlkampf 2017 anzuführen, seine Partei weiter in die Mitte rücken. Zudem liebäugelt er mit einer Koalition mit der Union, wenn es für Rot-Grün nicht reichen sollte. Doch es wird nicht leicht für den Parteichef, seine Vorstellungen durchzusetzen. Denn Frauenquote und Doppelspitze dienen nicht nur der innerparteilichen Befriedung, sondern gelten außerdem bei den Wählern der Grünen als Ausdruck von Gleichberechtigung. Zudem wenden sich derzeit wichtige grüne Landesverbände wie der in Nordrhein-Westfalen gegen Forderungen der Realos, sich von steuer- und sozialpolitischen Forderungen zu verabschieden. Das zeigt, dass Özdemir noch lange nicht so mächtig in der Partei ist, wie es Fischer einst war.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.