»Uns besiegt man nicht so leicht«

Basketball-Nationalspieler Jan Jagla über den hoch spannenden Halbfinalsieg seiner Münchner gegen Alba Berlin

  • Lesedauer: 4 Min.

Was für ein Krimi! Sie sind mit dem FC Bayern München durch einen 101:96-Auswärtssieg bei Alba Berlin nach Verlängerung ins Finale um die deutsche Meisterschaft eingezogen. Das Aufeinandertreffen dieser beiden Klubs musste wohl auf diese Weise enden.
Ja, das war wirklich eine unglaubliche Serie von beiden Mannschaften. Wir hatten zwar keine Angst zu verlieren, aber wir sind natürlich sehr erleichtert. In keiner Sekunde von Spiel eins bis zum Ende der Verlängerung in Spiel fünf war klar, wer das Ding am Ende nach Hause schaukelt.

Die Berliner haben eine außerordentlich starke Saison gespielt. Sie wurden noch vor den Bayern Zweiter in der BBL-Hauptrunde und kamen auch in der Euroleague um Einiges weiter als Ihr Klub, der immerhin deutscher Meister ist. Hatten Sie nicht irgendwann mal Zweifel daran, vor allem ohne den Heimvorteil in der entscheidenden Partie, dass Ihre Münchner Alba auch im dritten Jahr in Folge aus dem Rennen werfen können?
Nein. Wenn du so eine Mannschaft hast wie wir, die so viel Erfahrung hat, die schon so viel mitgemacht hat, dann glaubst du bis zum Ende an dich. Das hat Alba sicher auch gemacht heute. Aber wir wussten, wir müssen nur ein Spiel hier in Berlin gewinnen. Und wir wollten wirklich nicht sechsmal in Serie bei Alba verlieren. Es ist ganz schwer, uns sechsmal hintereinander zu besiegen, und das wussten wir.

Alba Berlin droht der große Umbruch

Nach dem Ausscheiden im Halbfinale gegen München droht das Team von Alba Berlin zu zerfallen. Auch Sasa Obradovic, BBL-Trainer des Jahres, steht vor dem Abschied. »Ich möchte dem Klub danken, dass ich die Chance hatte, hier zu arbeiten«, sagte er am Donnerstagabend. »Es passiert vielleicht nur einmal im Leben, dass man so eine tolle Gruppe von Spielern zusammen hat«, meinte der Serbe.
Obradovic weiß, dass Leistungsträger wie Jamel McLean vor dem Absprung zu finanzstärkeren europäischen Spitzenklubs stehen. Auch Reggie Redding wird mit Israels Serienmeister Maccabi Tel Aviv in Verbindung gebracht.
Obradovic selbst wird von spanischen Vereinen umworben. Ob er sich noch mal einen Neuanfang bei den im europäischen Vergleich mit kleinem Budget startenden Berlinern antun will, ist fraglich. »Die Saison hat auch ihm alles abverlangt. Man sollte jetzt nicht jedes Wort von ihm auf die Goldwaage legen«, hoffte Manager Marco Baldi noch auf den Verbleib von Obradovic. dpa/nd

Ihr Trainer Svetislav Pesic kassierte Mitte des dritten Viertels zwei technische Fouls und wurde von den Schiedsrichtern aus der Halle geschickt. Das schien Ihre Mannschaft aber gar nicht zu beunruhigen. Nachdem Sie lange zurücklagen, gingen Sie nun plötzlich mit fast zehn Punkten in Führung. Können Sie ohne den Trainer besser spielen?
Nein, das bestimmt nicht. Der Zeitpunkt war auch gar nicht gut für diese Entscheidung. Wir lagen ja schon mit drei Punkten vorn, hatten ohnehin gerade einen guten Lauf, das Momentum also auf unserer Seite. Da hat uns der Rauswurf schon ein bisschen den Wind aus den Segeln genommen. Es wäre zu der Zeit noch mehr drin gewesen, denke ich. So aber kam Alba schnell wieder heran, und wir konnten uns nicht frühzeitig im dritten Viertel schon absetzen. Aber so läuft das manchmal im Basketball, besonders in den Playoffs. Da muss man sich nur sagen: Weiter gehts! Davon darf man sich nicht zu lange ablenken lassen.

Nun treffen Sie auf den Hauptrundenbesten aus Bamberg. Wie können Sie die Baskets besiegen, schließlich spielen auch sie eine starke Saison?
Wir haben viermal in der Bundesliga und im Eurocup gegen sie gespielt in dieser Saison und sie dabei dreimal geschlagen. Einmal sogar mit fast 50 Punkten Vorsprung. Selbst wenn die eine Niederlage Anfang Januar auch recht klar ausgefallen ist, haben wir da noch eine breitere Brust, als wir sie in Berlin hatten. Wir haben sogar in Bamberg schon gewinnen können. Ich glaube also, dass wir wissen, wie es geht. Wir machen uns da keine Sorgen und gehen nun mit noch mehr Selbstvertrauen in das Finale.

An diesem Sonntag steht bereits das erste Auswärtsspiel dieser letzten Serie der Saison an. Ist es ein Nachteil für die Bayern, dass Sie im Halbfinale zwei Spiele mehr absolvieren mussten als die Bamberger gegen Ulm? Oder kann dieser letzte Sieg bei Alba sogar zum Vorteil für Sie werden?
Ich glaube, in diesem Moment gerade solch einen Erfolg mitzunehmen, ist der Wahnsinn für uns. Bamberg hatte jetzt eine lange Pause und muss auch erst mal wieder seinen Rhythmus finden. Wir müssen in den zwei Tagen zwischen den Spielen nur schnell wieder fit werden. Wir haben aber auch einige Spieler auf der Bank, die gegen Alba nicht so viel zum Einsatz kamen. Die können uns auch immer helfen.

Dirk Nowitzki hat angekündigt, nach vier Jahren zum Nationalteam zurückzukehren. Wie bewerten Sie seine Zusage für die Heim-EM in Berlin im September?
Das ist ohne Frage toll für Deutschland. Ich glaube, es ist etwas ganz Besonderes besonders für die Basketballfans, Nowitzki hier noch mal spielen zu sehen. Das wird ein Leckerbissen. Ich hoffe, er hält das mit seinen dann 37 Jahren gut durch, dafür wünsche ich ihm und der ganzen Mannschaft alles Gute.

Werden Sie dann auch noch mal dabei sein?
Naja, ich werde vielleicht noch einmal zum Zugucken vorbeikommen.

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