Barca besiegt Juve und will nur noch feiern

Mit dem 3:1 über Juventus Turin gewinnt der FC Barcelona zum fünften Mal die Champions League

Der FC Barcelona war als Favorit zum Finale der Champions League nach Berlin gekommen. Als verdiente Sieger fahren die Katalanen wieder nach Hause. Weil sich Juventus teuer verkauft hat, sind auch die Turiner stolz auf ihre Saison.

Es war nicht wiederzuerkennen: Zum Finale der Champions League hatte sich das Berliner Olympiastadion am Sonnabend fast in eine reine Fußballarena verwandelt. Nur noch kleine Teile der blauen Laufbahn waren zu sehen – jeweils vor den Fankurven von Juventus Turin und dem FC Barcelona. Der Rasen war auch etwas grüner als sonst, nachdem er für das DFB-Pokalfinale eine Woche zuvor verlegt und seitdem mehrmals täglich gepflegt wurde. Auf dem satten Grün lieferten sich der italienische und der spanische Meister ein hochklassiges Duell. Für das Spektakel sorgte dabei wie erwartet der FC Barcelona. Und so feierte der katalanische Klub und seine rund 20 000 Fans dann am Ende auch ein Fußballfest in Berlin. 3:1 gewann Barca gegen Juve und damit zum fünften Mal in der Vereinsgeschichte den wichtigsten europäischen Titel im Klubfußball.

Im Stadion herrschte vor dem Spiel eine seltsame Stimmung. Obwohl die italienischen Fans unter den insgesamt 70 000 Zuschauern deutlich in der Überzahl waren, versprühte nur die spanische Kurve die Vorfreude auf dieses große Ereignis. Sie bejubelten die vorbei eilende Schar der Helfer, die wenig später an der Eröffnungszeremonie mitwirken sollten. Sie schwenkten dann auch während des Rahmenprogramms ihre Fahnen und sangen die Vereinshymne des stolzen katalanischen Klubs. Und die Juve-Tifosi? Sie warteten angespannt auf den Anpfiff. Es war wohl die Ehrfurcht vor dem Gegner, die sie hemmte. Ganz frei davon, war wohl niemand, der es an diesem Abend mit der »Alten Dame« hielt. Juves Verteidiger Leonardo Bonucci hatte es tags zuvor so ausgedrückt: »Wir haben Respekt vor den großartigen Spielern von Barca, Lionel Messi ist ein Außerirdischer. Alles, was du tun kannst, ist zu applaudieren.«

Mit dem Anpfiff schien zumindest die Ehrfurcht verflogen. Die ersten zwei gefährlichen Situationen hatte Juventus Turin. Nach einem Fehlpass in der ersten Minute und einem Ausrutscher in der zweiten von Barcas Verteidiger Javier Mascherano kamen die Italiener dem Revier des deutschen Torhüters Marc-André ter Stegen bedrohlich nah. Als Barcelona dann das erste Mal so richtig den Ball hatte, stand es auch schon 1:0. In der vierten Minute bediente Andrés Iniesta seinen Mittelfeldkollegen Ivan Rakitic, der Juve-Keeper Gianluigi Buffon aus sieben Metern keine Chance ließ. Vorausgegangen war ein Angriff über Lionel Messi, der den Ball aus dem halbrechten Mittelfeld diagonal auf Neymar schlug. Nach zwei, drei kurzen Pässen vollendete dann Rakitic.

Lange Bälle, kurze Pässe, schnelles Spiel oder kurze Pausen: Barca spielte variabel, bestimmte das Tempo, beherrschte den Gegner. Fast symbolisch ging dem überdimensionalen Champions-League-Pokal am Marathontor über der Juventus-Fankurve die Luft aus. Platt lag die zuvor zehn Meter hohe Plastiktrophäe am Boden. Die Juve-Spieler wehrten sich nach Kräften und bekamen dankbaren Applaus von ihren Fans für gelungene Defensivaktionen. Nach vorn ging nicht allzu viel, Juve versuchte es vornehmlich mit Schüssen aus der Ferne. Aber auch den gefährlichsten von Claudio Marchisio entschärfte ter Stegen in der 44. Minute souverän. Der 23-Jährige genießt großes Vertrauen bei seinen Mitspielern. »Ter Stegen ist unglaublich charakterstark. Er spielt jedes Spiel als sei es ein Freundschaftsspiel«, lobte Verteidiger Gerard Piqué.

Auch die Sicherheit eines ter Stegens lässt Barcas Spiel so wunderbar leicht aussehen. Welch Freude ihnen es selbst macht, zeigte die 14. Minute: Ein Freistoß. Kein Schuss. Kein Flanke. Nein, Rakitic kurz zu Messi, ein lässiger, fast beiläufiger Lupfer in Juves Strafraum auf Neymar – und schon war es wieder gefährlich für Buffon. Das hatte der 37-Jährige aber auch schon vorher gewusst: »Ich habe große Bedenken, wenn sie auf mein Tor zukommen.« Das kamen sie noch mehrere Male in der ersten Halbzeit, ein Tor fiel aber nicht mehr.

So symbolisch, wie sich der Luftpokal mit dem Anpfiff der zweiten Halbzeit wieder über dem Juve-Block in die Höhe gereckt hatte, so verändert präsentierte sich nun die Turiner Mannschaft. Diesmal hatte Barca die ersten beiden Torchancen. Luis Suarez aber scheiterte in der 48. Minute an Buffon, drei Minuten später schoss Messi nur knapp an dessen Gehäuse vorbei. Juve setzte Barca nun mehr unter Druck, nahm den Katalanen mit Kampf und Willen die Leichtigkeit ihres Spiels – und auch etwas die Freude daran. Und dadurch wurde Juve auch selbst gefährlicher. In der 55. Minute ging Außenverteidiger Stephan Lichtsteiner mal über rechts durch, flankte auf Carlos Tevez. Dessen Schuss konnte ter Stegen nur abklatschen, Alvaro Morata staubte zum 1:1 ab.

Der FC Barcelona brauchte etwas Zeit, den Ausgleich zu verdauen. Die folgenden Chancen hatte wieder Juve, durch zwei Fernschüsse von Tevez (63.) und Paul Pogba (66.). Die Erlösung brachte der Außerirdische. Lionel Messi, der bis dahin ein ganz normales Spiel abgeliefert hatte, zog eines seiner unnachahmlichen Dribblings an – durchs ganze Mittelfeld, bis in den Juve-Strafraum. Seinen strammen Schuss konnte Buffon nur vor die Füße von Suarez abwehren. Nach 68. Minuten führte der FC Barcelona wieder mit 2:1. Nun lief das Spiel wieder wie in der ersten Halbzeit. Weil Barca mit der Führung wieder zu seinem dominanten Spiel fand, und weil den Italienern in diesem intensiven Spiel mehr und mehr die Kraft ausging.

Den ganz großen Siegesjubel verdarben sich die Katalanen selbst etwas. Weil Neymar in der letzten Minute der Nachspielzeit noch zum 3:1 traf und der Schiedsrichter das Spiel danach nicht mehr anpfiff, ging der Torjubel in den Schlussjubel über – und dabei eben etwas unter. Großen Gefühlen stand das aber nicht im Weg. Nach der Siegerehrung im vereinsfarbenen Konfettiregen wurde mit dem Pokal und den Fans gefeiert. Von allen zusammen wurde Xavi gefeiert. Der Mittelfeldstratege wurde in seinem letzten Spiel für Barca in der 78. Minute für Iniesta eingewechselt. »Es ist ein großartiger Tag für uns, für den Klub und all seine Fans«, sagte Iniesta, der zum Spieler des Spiels gewählt wurde. Viele Worte wollte auch Trainer Luis Enrique nicht verlieren: »Wir haben die Fans mit Glück erfüllt. Jetzt müssen wir feiern.« Die Vorfreude auf die Heimreise war allen anzumerken.

Und die Verlierer des großen Finals? Keiner wollte sich wirklich so fühlen. Schon vor dem Schlusspfiff applaudierten die Juve-Fans. Danach sangen sie und feierten ihre Mannschaft. Und Trainer Massimiliano Allegri war »stolz« - »auf ein hervorragendes Spiel und eine großartige Saison.«

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