In Thüringen allein unterwegs

Stadtführer sind in kleineren Städten zunehmend Mangelware

  • Andreas Göbel, Weimar
  • Lesedauer: 2 Min.

Weimar. Abseits der Thüringer Touristenmagnete Erfurt und Weimar sorgen sich viele Kommunen zunehmend um Nachwuchs an fähigen Stadtführern. »Zur letzten Mitgliederversammlung ist deutlich geworden, dass besonders in den kleineren Städten die Stadtführer «aussterben» und sehr wenig qualifiziertes Personal zur Verfügung steht«, sagte Friederike Heller vom Verein Städtetourismus in Thüringen.

Solche Probleme gebe es etwa in Nordhausen und Sondershausen, aber selbst in Städten wie Eisenach werde es immer schwieriger, gute Stadtführer zu finden. Die genauen Gründe sind unklar. Allerdings ist mit dem Job auch nicht das große Geld zu verdienen, wie Heike Bouillardt vom Verein der Stadtführer in Weimar erläuterte. Vielmehr arbeiteten sie als Freiberufler - mit allen entsprechenden Risiken. Oft seien Stadtführungen eher eine Leidenschaft, die nebenberuflich oder von Rentnern ausgeführt würden.

Die mit Abstand meisten Touren werden in der Landeshauptstadt angeboten: Rund 162 000 Teilnehmer waren es der Erfurt Tourismus GmbH zufolge im vergangenen Jahr. Das sind fast doppelt so viele wie beim zweitplatzierten Weimar. Danach folgen Eisenach, Gotha und Altenburg. Sondershausen und Suhl sind mit weniger als 1500 Teilnehmern die Schlusslichter unter den 19 im Verein zusammengeschlossenen Städten. Bei den angebotenen Sprachen hat die Klassikerstadt die Nase vorn: In Weimar gibt es neben den üblichen Führungen in europäischen Sprachen sogar Angebote auf Bengali und Japanisch.

Grundsätzlich steigen die Ansprüche der Besucher und die Stadtführer sind gezwungen, bei den Führungen kreativer zu werden, so die Beobachtung der Tourismusbüros und vieler Stadtführer. »Der Trend geht immer mehr zu erlebnisreichen Stadtführungen. Nicht mehr harte Fakten sind gefragt, sondern Anekdoten und erlebbare Wissensvermittlung«, erklärte Heller. Die teils verkleideten Mägde, Nachtwächter, Luthers und Bachs werden so auch in Zukunft das Bild der Innenstädte mitprägen. Zudem sind kulinarische und vor allem alkoholische Spezialitäten als Teil der Führungen im Trend.

Grundsätzlich sind in allen größeren Städten aber die klassischen Stadtführungen zu Fuß immer noch am meisten gefragt. »Unterhaltung ist wichtig, aber es darf nicht nur Klamauk sein«, betonte Bouillardt. »Man darf die Geschichte nicht vergessen.« Seit 16 Jahren führt sie Touristen durch die Klassiker-Stadt. Letztlich diktierten aber die Kunden das Angebot: »Es gibt ständig neue Nachfragen, der Markt ist hart umkämpft.« dpa/nd

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