Horrido!

Brotfabrik: »Der Bär auf dem Försterball« nach Hacks

  • Lucía Tirado
  • Lesedauer: 2 Min.

Zum Schluss kommt die Jagdgesellschaft derart in Form, dass man das Ende ihres sinnlosen Treibens bedauert. Doch eine Stunde Spielzeit ist gut konzipiert für Kinder ab acht Jahren und junge Förster. Für sie wurde »Der Bär auf dem Försterball« von Hirche/Krumbein Productions und dem Trio Igra als Musikstück nach dem Bilderbuch von Peter Hacks geschaffen. Die begeistert aufgenommene Premiere des »Klassikers der Bärenliteratur« war in der Brotfabrik zu erleben.

Die Gedanken sind frei. Der für herrliche Gleichnisse berühmte Hacks legte Trotteln eine Spur, auf der die Waldhütertruppe munter marschiert. Horrido! Der ganze Verein folgt dem Bären, dem es im Winterwald langweilig wurde. Die Kunde vom försterlichen Maskenball im nächsten Dorf kam ihm gerade recht. Verkleidet stellt er sich auf dem Fest ein, wird als körperlich mächtigste Gestalt prompt für den Oberförster gehalten und als vermeintliche Obrigkeit umschmeichelt. Man kann nie wissen. Mit dem Bestimmer stellt man sich vorsichtshalber gut.

Der neue Funktionär führt die durch Alkohol im Tatendrang bestärkten Förster nach dem Libretto und in der Ausstattung von Kathrin Krumbein an der Nase und kreuz und quer im Wald herum. Bis in seine stinkende Höhle hinein geht es, wo man vergeblich nach dem Bären sucht. Nun denn, zurück zum Festort, wo Meister Petz als Oberförster erneut für merkwürdige Überraschungen sorgt.

Das durch den Erzähl- und Dirigierförster Albrecht Hirche verbundene, aus Liedern bestehende und mit Spielfreude vorgebrachte Stück bringt nicht nur Kindern großen Spaß. Alle Akteure singen gut aufeinander eingestimmt nach der Komposition des Trios Igra mit Anton Berman (Melodika/Kazoo), Julia Brettschneider (Geige) und Matthias Bernhold (Gitarre).

Gesanglich meisterhaft unterstützt werden alle durch Nicolas Lartaun. Der aus Chile stammende Bariton darf mit seiner wunderbaren Stimme »tief wie die Schlucht« der Bär sein. Er agiert professionell diszipliniert, auch wenn er alle an die Wand singen könnte.

Insgesamt vereint das vom Hauptstadtkulturfonds geförderte stimmige Stück erfreulich erzählerisches, musikalisches und gesangliches Können. Von allen Beteiligten steckt erkennbar viel Arbeit in dieser engagierten Produktion. Sie ließen sich von Peter Hacks (1928-2003) führen, der keinen Qualitätsunterschied darin machte, ob er für Erwachsene oder Kinder schrieb.

Bis 21.6., jeweils 11 und 16 Uhr, Brotfabrikbühne, Caligariplatz 1, Weißensee, Tel.: (030) 471 40 01

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.