Parchim hofft auf Touristen aus China
2016 soll der »Baltic Airport« endlich laufen
Parchim. Ein roter Pfeil weist den Weg - zum Klingelknopf »Terminal« am Flughafengebäude Parchim. Drinnen eine Baustelle, durch die Schwalben schwirren. Plastikpflanzen begrünen den einzigen Info-Tresen. Dahinter steht Operator Rolf Eichhorn. Er soll Landegebühren von privaten Piloten und Geschäftsreisenden kassieren, was aber nur alle paar Tage passiert. Seit ein chinesischer Investor 2007 den früheren Militärflugplatz in der mecklenburgischen Provinz kaufte, wird der »Baltic Airport« mit dem Kürzel »SZW« für den regulären Linienverkehr aufgerüstet - also seit acht Jahren.
Nächstes Frühjahr soll es aber endlich so weit sein, kündigt Betriebsleiter Eugen Arnstadt an. Bis Herbst werde das Terminal vergrößert, mit Gepäckbändern, neuem Wartebereich und Sicherheitscheck ausgestattet. Statt bisher 100 könnten dann 300 Reisende gleichzeitig abgefertigt werden. So viele Touristen sollen künftig mit jedem Flugzeug aus China in Parchim landen und ihre Deutschland- oder Europa-Tour beginnen, wie der Betreiber plant. Mit den chinesischen Jets könnte 2016 der reguläre Flugbetrieb starten und Parchim aus der Verlustzone bringen, heißt es.
Noch aber geht es auf dem Gelände beschaulich zu - wenn nicht gerade Pilotentrainings stattfinden. Flugschüler der türkischen Corendon Airlines proben Aufsetzen und Abheben mit einer Boeing 737-800. 35 mal kreist der Jet über Parchim. Lotse Thomas Karnatz beobachtet das Geschehen. Dann setzt die Boeing hart auf. »Seitenwind, der macht es Newcomern schwer«, sagt Karnatz.
Hochfliegende Pläne für Parchim als künftiges internationales Drehkreuz für den Fracht- und Passagierverkehr hatte der Investor einst verkündet. Vor acht Jahren übernahm der Chef des chinesischen Logistikunternehmens LinkGlobal, Jonathan Pang, den defizitären Flugplatz mit Nachtflugerlaubnis vom Landkreis. 2010 wurden ihm gut zwölf Millionen Euro des ursprünglichen Kaufpreises von 30 Millionen erlassen. Im Gegenzug verpflichtete sich Pang zu Investitionen in einen Industriepark oder ein Hotel, konkrete Pläne gibt es bis heute nicht. Die Frachthalle mit Zollstelle ist seit drei Jahren verwaist.
Gebaut wurde der Flughafen in den 1930er Jahren. 1952/53 entstand dort eine drei Kilometer lange und 55 Meter breite Start- und Landebahn für die sowjetischen Streitkräfte. Nach 1992 gab es einige Touristenflüge nach Bulgarien und Mallorca. 2001 scheiterte ein Verkauf des 850-Hektar-Areals an die britische Wiggins Group. 2007 übernahm Pang.
Regelmäßige Urlaubscharter- oder gar Linienflüge wie etwa auf dem nächsten regionalen Airport von Rostock-Laage blieben in Parchim aus. Ein Problem bisher war auch der provisorische Tower von 1993, ein Container auf Stelzen, der bei schlechtem Wetter nicht genügend Sicherheit bot, wie Arnstadt einräumt. Nach drei Jahren Bauzeit arbeitet nunmehr der neue Hightech-Tower. Insgesamt 48 Flugplatzbeschäftigte halten die Piste sauber und die Befeuerung intakt, stehen mit Tank- und Löschwagen sowie Gangways bereit.
Doch die meisten Starts und Landungen auf »SZW« sind nach wie vor Trainings- und Schulungsflüge. Die Zahl der Passagiere von Privatjets lag zuletzt nur bei rund eintausend pro Jahr. Optimistisch zeigt sich das Land Mecklenburg-Vorpommern, wenngleich es keine Fördermittel für den chinesischen Flugplatz in Parchim gibt, wie Sprecher von Verkehrs- und Wirtschaftsministerium erklären. »Es bestehen derzeit keine Anhaltspunkte, die Pläne des Investors als unrealistisch einzustufen«, heißt es. dpa/nd
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