Tram-Haltestelle soll weg

Kurz vor Einweihung fordert der Bahnkundenverband den Abriss der Station am Hauptbahnhof

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 2 Min.
Ende August werden zwei weitere Straßenbahnlinien zum Hauptbahnhof verlängert. Die Haltestelle dort hält der Bahnkundenverband für eine Fehlplanung.

Mit der Straßenbahnhaltestelle vor dem Hauptbahnhof hatte die BVG schon einigen Ärger, und jetzt wird sogar noch ihr Abriss gefordert. Der Deutsche Bahnkundenverband (DBV) stellt sie in eine Reihe mit den »Dauerbaustellen« BER, Staatsoper und U 5 und fordert ihre Neuplanung.

Weil die rund zwei Millionen Euro teure Designerstation mit den geschwungenen Betondächern nicht zusammen mit der Neubaustrecke durch die Invalidenstraße fertig wurde, müssen die Fahrgäste der Linie M 5 seit mehr als einem halben Jahr ein paar Meter weiter westlich an einem Provisorium ein- und aussteigen. Das soll nun am 29. August sein Ende haben, wenn auch die Linien M 8 aus Richtung Ahrensfelde und M 10 aus Friedrichshain vom Nordbahnhof zum Hauptbahnhof verlängert werden. Der DBV befürchtet dann das Chaos, denn die Haltestelle sei unterdimensioniert. Sie lasse nur »das Halten eines Zuges zu. Das wird zu unnötigen Wartezeiten von Straßenbahnzügen vor der Haltestelle führen, wenn sie im Minutentakt hier eintreffen und losfahren«, warnt der DBV. Auch der Wartebereich für die Fahrgäste sei nicht ausreichend, und der Gleisabstand lasse den Einsatz von 2,65 Meter breiten Zügen nicht zu.

Bei der BVG löste die Kritik Verwunderung aus. »Das wird die größte Straßenbahnhaltestelle Berlins sein«, so BVG-Sprecherin Petra Reetz. Für Berliner Verhältnisse sei sie mit fünfeinhalb Meter Gesamtbreite geradezu großzügig dimensioniert. Und Doppelhaltestellen würden von der BVG nicht mehr gebaut, weil sie fahrgastunfreundlich seien. »Immer das Hin- und Her-Gerenne zwischen den Bahnen, am Hauptbahnhof dann auch noch mit Gepäck.« Außerdem bereite man Außenansagen für Blinde vor, bei denen das Einfahren von zwei Zügen nur Verwirrung auslösen würde.

Der Abstand zwischen den Gleisen reicht laut Reetz für 2,5 Meter breite Fahrzeuge, das neueste Modell »Flexity« sei 2,4 Meter breit. »Wollten wir noch breitere Fahrzeuge einsetzen, müssten wir das gesamte Straßenbahnsystem Berlins umbauen.« Auch beim Fahrgastverband Igeb kann man die Kritik nicht nachvollziehen. »Wir sind froh, dass die Haltestelle endlich in Betrieb geht«, sagt Igeb-Vize Jens Wieseke.

Zu der Verzögerung war es gekommen, weil der Beton der Dachkonstruktion nicht korrekt verdichtet wurde und auch die Statik Probleme bereitete. Unter der Haltestelle entsteht der Tunnel für die S-Bahn-Linie 21. In einigen Jahren soll am Hauptbahnhof auch wieder für die Straßenbahn gebaut werden. Der Senat plant die Verlängerung der Trasse bis zum U-Bahnhof Turmstraße. Geht es nach Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD), könnte die Strecke in fünf Jahren eröffnet werden.

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