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MEINE SICHT

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 2 Min.

Wer täglich in der Stadt mit Bussen und Bahnen unterwegs ist, der weiß, dass dies ziemlich ins Geld geht. Und Anfang nächsten Jahres sollen die Ticketpreise wieder steigen. Da ist es eine prima Idee, Fahrscheine abzuschaffen und den Öffentlichen Personennahverkehr preiswerter zu machen, indem nicht nur die Nutzer, sondern wir alle dafür zahlen. Der Nahverkehr würde also nicht nur billiger, wir müssten auch nicht mehr in unseren Geldbörsen kramen oder uns vor Kontrolleuren fürchten.

Bei den Oppositionsparteien ist dieser Gedanke gerade sehr populär, die Piraten sind mit dieser Forderung 2011 sogar in das Abgeordnetenhaus eingezogen. Jetzt haben sie eine Machbarkeitsstudie vorgelegt, die eher ernüchternd wirkt: 40 bis 60 Euro sollen von jedem Berliner eingezogen werden. Das wäre kaum billiger als heute. Ein Monatsticket im Stadtgebiet kostet derzeit zwar 79,50 Euro, aber wer sich die günstigste Jahreskarte leistet, zahlt schon jetzt nur knapp 60 Euro.

Die Studie geht davon aus, dass durch dieses Angebot der öffentliche Nahverkehr attraktiver wird und noch mehr Menschen ihn nutzen. Was natürlich wünschenswert wäre, aber das nächste Problem schafft: Dann müsste die Infrastruktur ausgebaut werden, neue Fahrzeuge angeschafft und Linien erweiter werden. Das ist in diesem Konzept noch gar nicht berücksichtigt, es dürfte also noch teurer werden. Zudem werden die Infrastrukturkosten heute zum großen Teil vom Bund getragen. Der Finanzminister wird sich freuen, wenn ihm die Berliner diese Last abnehmen.

Die Macher sagen selbst, dass noch viele Fragen offen sind. Zum Beispiel, wie das Geld einzuziehen ist. Sie denken an ein Modell à la Semesterticket. Das würde bedeuten, dass es vorher eine Abstimmung gibt. So funktioniert es jedenfalls bei den Studenten. Eine gute Idee also, die offenbar noch etwas reifen muss. Bis dahin nicht das Ticket vergessen, ab 1. Juli werden ansonsten 60 statt 40 Euro »erhöhtes Beförderungsendgeld« fällig.

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