Arme, arme ARD

Nach ihrer Niederlage im Bieter-Wettstreit um die Olympiafernsehrechte prüft die ARD, ob sie künftig nationale Sportevents überträgt.

Mit der Partnerschaftlichkeit der »Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland« ist es nicht so weit her, vor allem was die Fachsportverbände anbetrifft.

Oje oje, die ARD ist scheinbar sauer, zumindest aber ein schlechter Verlierer, wenn man hört, was ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag in die Blöcke diktierte. Das Zustandekommen des TV-Deals zwischen Internationalem Olympischem Komitee (IOC) und dem US-Fernsehriesen Discovery Communications, das Discovery die Übertragungsrechte an den Spielen 2018 bis 2024 für Europa sichert, nennt Ballkausky »ungewöhnlich kurzfristig«. Nur zwei Wochen nach Abgabe der Angebote habe das IOC den Deal mit Discovery bereits verkündet und jahrzehntelange Partner wie ARD und ZDF darüber nicht etwa vorab informiert. Balkausky findet, das IOC müsse sich fragen, ob es nicht partnerschaftlicher gegangen wäre.

Allerdings ist es mit der Partnerschaftlichkeit der »Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland« auch nicht so weit her, vor allem was die Fachsportverbände anbetrifft. In umständlichen Worten formuliert es Ballkausky so: »Die Berichterstattungsstrategie von ARD und ZDF basierte bislang darauf, Olympia-Sender zu sein und den olympischen Kernsportarten auch in der Zeit zwischen den Spielen ein massenattraktives Programmumfeld anzubieten. Ob dies auch in Zukunft sinnvoll erscheint, werden wir in den kommenden Monaten prüfen müssen. Insbesondere die aufwändigen Fernsehproduktionen nationaler Sportevents sind in Zeiten immer knapper werdender Etats sicherlich zu überdenken.«

So, so: Der öffentlich-rechtliche Sender muss also abwägen, ob nationale Sportevents noch übertragen werden können - schließlich ist man ja nun womöglich kein Olympiasender mehr! Und die Etats werden ja immer knapper! Sagt der Vertreter jenes Senders, der die Rechte an der Zweitverwertung der Fußball-Bundesliga hält: Wie viel genau aus Gebührengeldern an die Deutsche Fußball Liga (DFL) fließen, ist bis heute unklar. »Über die Konditionen wurde Stillschweigen vereinbart«, heißt es auf der Internetseite der ARD.

Pro Saison soll die ARD nach Schätzungen mehr als 100 Millionen Euro an die DFL zahlen, was einen erstaunlichen Kostenaufwand für jede Sportschau-Sendung ergibt. An den 34 Spieltagen werden demnach jeweils fast drei Millionen Euro fällig - pro Samstagssendung, für das Recht, die Zusammenfassungen von fünf Samstags- und einem Freitagsspiel zu übertragen. Ein ziemlich teures Unterfangen.

»Sportberichterstattung gehört zu unserem Informationsauftrag, ist gesetzlich festgeschrieben und vom Bundesverfassungsgericht bestätigt«, heißt es in einer Selbstdarstellung der ARD. Sie wird nicht müde zu betonen, dass sie auf all ihren Programmen von mehr als 100 Sportarten berichtet und Fußball nur einen kleinen Teil ihrer Berichterstattung ausmache. Stolz wird auf Live-Sendestunden-Statistiken wie im Jahr 2013 verwiesen, nach denen der Wintersport (155 Stunden) und die restlichen Sportarten (88) den Fußball (61) klar übertrumpfen.

Balkauskys Worte passen nicht dazu: Oder will die ARD wirklich die Produktion »aufwändiger nationaler Sportevents« überdenken, weil der Milliardenkonzern IOC die Unterhaltungsware Spitzensport an eine internationale Entertainment-Company verkauft hat? Wenn ja, sollten sie schnell anfangen mit dem Überprüfen: Auch Fußball ist eine olympische Sportart.

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