Die Zahlen kommen später
Die Gesellschafter der Hamburger Olympiabewerbung für 2024 traten erstmals zusammen
Der für Sport zuständige Bundesinnenminister Thomas de Maizière will mit der Hamburger Bewerbung für die Olympischen Spiele 2024 ein »starkes Zeichen für ein weltoffenes, patriotisches Deutschland« setzten: »Hamburg bewirbt sich für Deutschland, und Deutschland unterstützt Hamburg«, erklärte de Maizière nach der Bewerbungs-Gesellschafterversammlung, die gestern in Hamburg erstmals zusammentrat: »Wir wollen, dass es diesmal klappt.«
Vor dem Referendum am 29. November, in dem die Hamburger über eine Bewerbung befinden, war zu den Plänen der Hansestadt wenig Neues zu erfahren. »Sie erwischen uns direkt von der Platte, wir sind mitten in den Gesprächen«, lautete ein häufiger Satz, als den Journalisten parallel zur Gesellschafterversammlung der aktuelle Stand der Planungen präsentiert wurde.
Auch ein Finanzierungskonzept und die Aufteilung der Kosten zwischen den Gesellschaftern werden erst vorgelegt, »wenn die Zahlen vernünftig sind«, kündigte de Maizière später an. Dass die Bundesrepublik sich erstmals an einer Bewerbungsgesellschaft direkt beteiligt, kann Hamburg gleichwohl als Erfolg verbuchen.
»Aus einer Zielstellung wird jetzt das konkrete Projekt«, erklärte DOSB-Präsident Alfons Hörmann, der zum Präsidenten der Bewerbungsgesellschaft gewählt wurde. Er bezeichnete Hamburgs olympischen Versuch als »das wichtigste Projekt des deutschen Sports seit der Wiedervereinigung«.
Bürgermeister Olaf Scholz nutzte den Rückenwind, um die Vorzüge des kompakten, innerstädtischen Konzepts zu bewerben: »Es ist etwas Besonderes, das hier mitten in der Stadt Olympische Spiele durchgeführt werden können, das wird man bei keinem anderen Bewerber finden. Es ist ein Konzept, das die Welt begeistern kann. Uns hat es schon begeistert.«
Bis auf Militaryreiten, Schießen, Segeln und Fußball-Vorrundenspiele sollen alle olympischen und paralympischen Wettbewerbe in einem innerstädtischen Zehn-Kilometer-Radius stattfinden. Die meisten Sportstätten sind vorhanden oder werden temporär errichtet; auf der Elbinsel Kleiner Grasbrook sollen Olympiastadion, Schwimm- und Turnhalle neu entstehen, der Zugang aus drei Himmelsrichtungen zu Fuß, per Fahrrad oder in öffentlichen Verkehrsmitteln möglich sein. Das dortige Olympische Dorf und der Versorgungsbereich soll nach den Spielen Wohnzwecken dienen. »Wir denken bei der Planung immer an die Zeit danach«, versprach Scholz.
»Das geplante Olympiagelände liegt wie ein Scharnier zwischen mehreren großen Stadtentwicklungsprojekten«, erklärte Oberbaudirektor Jörn Walter und sprach von einem »Erbe für Hamburg, das weit über den Tag hinaus bestehen kann.« Und Innenminister de Maizière erhofft sich nach 2024 einen ähnlichen Effekt wie nach den Spielen in München 1972, als für einige Jahre eine Trimm-dich-Bewegung entstand: »Das werden wir nicht wiederholen können, aber wir können etwas für den Leistungsbegriff und für sauberen Sport tun.«
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