Verschleppte Hilfe
Stefan Otto über die mangelnde Bereitschaft, Flüchtlinge aufzunehmen
Minderjährige Flüchtlinge, die auf eigene Faust einreisen, bleiben zumeist in grenznahen Regionen oder in Städten unweit der großen Flughäfen. Dort stöhnen inzwischen die Kommunen auf, weil es ihnen zu viele werden. Daher nun der Kabinettsbeschluss, Minderjährige künftig ebenso wie Erwachsene zwischen den Bundesländern aufzuteilen. Nun befürchtet aber bereits das Rote Kreuz, dass auch andernorts die Jugendämter schnell mit der Aufgabe überlastet sein könnten. Die Sorge mag berechtigt sein. Doch offenbaren diese offensichtlichen Finanzierungsschwierigkeiten noch etwas Anderes: nämlich die fehlende Bereitschaft, Flüchtlinge aufzunehmen.
Seit Monaten zelebrieren einflussreiche Vertreter der Volksparteien eine Anti-Willkommenskultur. Stimmen werden immer lauter, Neuankömmlingen bloß keine Anreize zu verschaffen, nach Deutschland zu gehen.
Angesichts dieser Stimmung verwundert nicht, dass es immer wieder gravierende Probleme bei der Unterbringung gibt und dringende Hilfen für Flüchtlingen verschleppt werden. Immerhin, eine Schikane wurde mit dem Gesetzentwurf nun beseitigt: Flüchtlingskinder gelten künftig mit 18 Jahren als erwachsen und nicht mehr wie bisher mit 16. Der Schritt ist längst überfällig, weil es sich dabei nicht zuletzt um einen gravierenden Verstoß gegen die UN-Kinderrechtskonvention handelt.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.