»Wir müssen hier saubermachen«

Sepp Blatter bleibt nach dem außerordentlichen Treffen trotzdem bis Ende Februar 2016 FIFA-Präsident

  • Stephan Fischer
  • Lesedauer: 3 Min.
Nach dem FIFA-Exekutivtreffen passiert: nichts Neues. Die Verkündung des Ganzen ist umso bizarrer. Und Sepp Blatter hat das Spiel um die Macht in der FIFA wieder einmal gewonnen.

Um 15.14 Uhr am Montag tritt Sepp Blatter (79) im FIFA-Hauptquartier in Zürich das erste Mal vor die Presse. Nur um kurz darauf zu sagen: »Wir müssen hier erst einmal sauber machen! Das hat nichts mit Fußball zu tun.« Flugs verschwindet er wieder und auf dem FIFA-Livetsream erklingt erneut die Fahrstuhlmusik, die anstelle des Bildes eingeblendet wird: Simon Brodkin, ein britischer Comedian, hatte sich vor Blatter gestellt, ein Bündel Geldscheine in die Luft geworfen, die langsam auf Blatter herabregneten.

Kurz darauf der nächste Anlauf. Die Tagesordnung für die außerordentliche Sitzung des FIFA-Exekutivkomitees zuvor passte auf eine A4-Seite, hatte es aber in sich: Schließlich ist ein Kongress ist zu organisieren, auf dem ein neuer FIFA-Präsident gewählt werden soll. Außerdem soll die FIFA-Organisationsstruktur wieder einmal reformiert werden. Aber am Ende bleibt wieder alles beim Alten - bei Sepp Blatter. Der setzt sich in dem für ihn entscheidenden Punkt durch: Der neue FIFA-Präsident wird erst am 26. Februar 2016 gewählt. Außerdem kündigt Blatter eine neue Task-Force an - wie schon 2011. Und eine Kommission mit einer unabhängigen Persönlichkeit an der Spitze, die die Reformen des Weltverbands wirklich extern überwachen soll. »Wieso erst jetzt Reformen?«, fragt ein Journalist. Ob er die Wut der Leute verstehe? Blatter: »Ja, sie haben Recht, das ist wichtig für mich, ich bin seit 40 Jahren in der FIFA, und ich will mit der Durchführung dieser Reformen abtreten.« Kurz zusammengefasst: Jetzt wird aber wirklich alles neu, so wie immer. Eine eigene Kandidatur schließt er für 2016 dagegen aus - gleich zwei Nachfragen gehen in diese Richtung. Blatter erzählt, er wolle zukünftig lieber Radio machen, schließlich sei er von Hause aus Journalist. Sprechen falle ihm leichter als Schreiben. Am Ende bedankt sich Blatter bei den anwesenden Reportern für ihr Erscheinen: »Danke für die Unterstützung der FIFA und dieses wunderbare Spiel, welches der Welt das Element des Fairplay geschenkt hat.«

Abseits dieser bizarren Pressekonferenz hat Blatter allerdings wieder einmal gewonnen: Er hatte die Wahl seines Nachfolgers seit seiner Rücktrittsankündigung Anfang Juni immer in das nächste Jahr legen wollen. Im Exekutivkomitee konnte sich Blatter offenbar wieder einmal wegen der Uneinigkeit seiner möglichen Nachfolger durchsetzen. Während der bisher aussichtsreichste Kandidat für die Blatter-Nachfolge, der französische UEFA-Präsident Michel Platini, und der DFB-Chef Wolfgang Niersbach auf eine Wahl noch vor Weihnachten setzten, forderte der frühere FIFA-Präsidentschaftskandidat Prinz Ali bin al-Hussein den sofortigen Rücktritt Blatters - Präsidentschaftswahlen aber bitte nicht vor 2016: »Wenn wir im Dezember wählen, wird es den bedeutenden Wandel in der FIFA-Führung, den wir so dringend brauchen, nicht geben«, sagte er gegenüber der Nachrichtenagentur AP. Blatter dürfe aber vor allem seine Nachfolge nicht planen und den Wahlprozess leiten. Genau diese Dinge hat Blatter jetzt weiter in der Hand.

Der FIFA-Präsident geht jetzt erst einmal wieder auf Reisen: Nachdem er auf das Final der Frauen-WM in Kanada und die U-20-WM in Neuseeland verzichtet hatte, will der Schweizer an diesem Wochenende an der Auslosung der WM-Qualifikations-Gruppen in St. Petersburg teilnehmen. Dort läuft Blatter ob der strengen Sicherheitsmaßnahmen sicher nicht Gefahr, unverdient mit Geld beworfen zu werden.

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