Der Sieger ist Nikkei
Japanischer Medienkonzern kauft »Financial Times«
Für 844 Millionen Pfund (rund 1,2 Milliarden Euro) wird Großbritanniens renommierteste Wirtschaftszeitung »Financial Times« (FT) an die japanische Nikkei-Gruppe verkauft. Das teilte die bisherige Eigentümerin, die britische Pearson-Gruppe, am Donnerstagabend mit. Es wird davon ausgegangen, dass der Verkauf im vierten Quartal über die Bühne geht. Er muss noch von den Kartellbehörden genehmigt werden.
Nikkei sei seit langem dafür bekannt, im Journalismus »auf Qualität, Unabhängigkeit und Zuverlässigkeit zu setzen«, begründete Pearson-Chef John Fallon die Entscheidung. Die FT werde »unter Nikkeis Eigentümerschaft weiter gedeihen«. Auch die britische Tageszeitung »Guardian« lobte den Deal, denn Nikkei habe das Kapital und die FT die globale Verbreitung, die Sprache und das Fachwissen.
Aktuell verkauft die »Financial Times« nach eigenen Angaben täglich 720 000 Exemplare. Von der Printausgabe werden auf dem Heimatmarkt Großbritannien nur noch 36 000 Stück verkauft - 2010 waren es rund 66 000. Mehr als drei Viertel der Kunden sind Digitalabonnenten. Zum Teil bezahlen Unternehmen ihren Angestellten die Abos. Die FT macht mittlerweile die Hälfte des Umsatzes mit dem Verkauf ihrer Inhalte - die Abhängigkeit vom Anzeigengeschäft ist deutlich gesunken. Die FT ist sogar zum ernstzunehmenden Konkurrenten von Agenturriesen wie Thomson Reuters, Bloomberg und Dow Jones geworden.
Kein Wunder, dass internationale Medienkonzerne aufmerksam wurden. Angeblich soll der deutsche Axel Springer Verlag an einer Übernahme interessiert gewesen sein. Er treibt seit einigen Jahren die Digitalisierung seiner Publikationen voran - ein englischsprachiger, globaler und digitaler Nachrichtendienstleister wäre eine gute Ergänzung gewesen.
Den Zuschlag erhielt aber die auf Nachrichten aus der Wirtschafts- und Finanzwelt spezialisierte Nikkei Inc. Sie verkauft ihre Angebote weltweit in den jeweiligen Sprachen, als originäre Texte oder als Übersetzungen aus dem Japanischen. Zu der Gruppe gehört die zweimal täglich erscheinende Zeitung »Nikkei«, die rund drei Millionen Leser hat.
Der vor allem im Bildungsbereich starke Verlag Pearson (»Penguin Books«) - Marktführer in Großbritannien, Indien, Australien und Neuseeland sowie Nummer zwei in den USA und Kanada - kann sich nun verstärkt auf sein Kerngeschäft konzentrieren. Er hatte in den vergangenen Jahren schon andere Beteiligungen verkauft: an der französische Finanzzeitung »Les Échos« und an der »Financial Times Deutschland«. Diese wurde vom Verlag Gruner + Jahr später eingestellt.
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