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Elektronikspielebranche wächst und feiert

Am Mittwoch beginnt in den Kölner Messehallen die Gamescom

  • Marcus Meier
  • Lesedauer: 3 Min.
Zum siebten Mal treffen sich Hersteller und Fans elektronischer Spiel in Köln zur Messe Gamescom. Diese Spiele durchdringen immer mehr Lebensbereiche und sollen immer realitätsnäher werden.

Elektronische Spiele in all ihrer Vielfalt und all ihren Facetten haben längst ein eigenes Paralleluniversum hervorgebracht - mit eigenen Logiken, milliardenschweren Umsätzen und, last but not least, eigenen Stars. Menschen wie Simon Wiefels, Künstlername: »Unge«, lassen Teeniemädchen in so hoher Stückzahl kreischen, wie es allenfalls einst die Beatles vermochten. Und die waren zu viert.

Doch »Unge« muss nicht einmal »Love Me Do« trällern, um seine Fans zu verzücken. Der Mittzwanziger veröffentlicht, natürlich professionell vermarktet, auf dem Videoportal Youtube kleine Filme. Insbesondere kommentiert er Computerspiele. Davon kann er leben: Sein Monatssälar soll im fünfstelligen Bereich liegen, abhängig ist es von der Zahl der Zuschauer. Er selbst sagt, er verdiene nicht schlecht. »Word-of-Mouth-Marketing« heißt diese Form der Pseudomundpropaganda, die als besonders effektive Werbung gilt.

Vor sechs Wochen wurde dem Dreadlocks tragenden Selbstfilmer der Trubel des eigenen Starseins allerdings zu viel: »Unge« zog aus dem »Kölner Youtubehaus« aus, weil Fans seine dortige Wohnung belagert hatten.

Ja, die Jugend! Ja, Köln! Die Domstadt ist eines der Zentren der Spielebranche, vor allem dank der stetig wachsenden Messe Gamescom, die am Mittwoch in den Kölner Messehallen beginnt und ab Donnerstag auch vermutlich über 300 000 Normalsterblichen Einlass gewähren wird. Hier werden bis Sonntag die Innovationen und Pseudoinnovationen des elektronischen Spielemarktes präsentiert. Natürlich auch von Youtube-Stars, die diesmal gar eine eigene Bühne bekommen.

In jeder zweiten Familie gehörten Video- und Computerspiele zum Alltag, sagt der Branchenverband BIU unter Berufung auf eine von ihm in Auftrag gegebene Studie. 534 Millionen Euro betrug der Branchenumsatz hierzulande im ersten Halbjahr 2015, wobei Ausgaben für Spielehardware, für Zusatzinhalte und Abonnementgebühren noch nicht eingerechnet sind.

2014 wuchs der deutsche Spielemarkt um elf Prozent - basierend auf einer Expertenbefragung, geht BIU in diesem Jahr von einem noch höheren Wachstum aus. Letzteres werde vor allem durch eine neue Generation von Spielkonsolen getrieben: PlayStation 4, Wii U und Xbox One sind allesamt zwei Jahre alt, was bei Smartphones schon Rentenalter bedeuten würde. Die Entwickler nutzen nun sukzessive die neuen technischen Möglichkeiten der Konsolen bei Darstellung und Inszenierung. Die Gamescom verspricht uns den »Next Level of Entertainment«, die nächste Stufe der Unterhaltung also.

Zu den neuen Hardwaretrends zählen Virtual-Reality-Brillen, durch die Gamer direkt in die Spielwelt eintauchen können sollen. Neben der virtuellen Realität gelten eSport-Spiele, die mittlerweile ganze Stadien füllen, und der Facettenreichtum der Spiele die Trends der Saison.

Auch die eingangs erwähnten Beatles haben übrigens längst ihren Platz im Zockeruniversum gefunden. 2009 kam das Musikvideospiel »The Beatles: Rock Band« auf den Markt. Dabei geht es darum, die Songs der Pilzköpfe auf Pseudoinstrumenten nachzuspielen, und zwar möglichst präzise. Auch Ex-Ober-Beatle Paul McCartney spielt mit, pflegt aber gegen seine Enkel zu verlieren, wie er vor einiger Zeit in einer Talkshow bekannte. Seinen Frust überwindet der 73-Jährige, indem er die Kleinen an ein simples Faktum erinnert: »Ich schrieb diese Songs!«

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