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Das Spiel mit der Falschmeldung

Wie Rassisten mit erfundenen Meldungen über Flüchtlinge gegen die »Systempresse« hetzen

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Redakteurin Ellen Häring war schockiert, als sie ein Foto von sich auf einer rechtsradikalen Facebook-Seite entdeckte. In einer Reportage für Deutschlandradio Kultur hatte sich die Journalistin mit Flüchtlingen in Brandenburg getroffen, die ihr erzählten, wie schwer es für sie ist, mit von der Ausländerbehörde ausgestellten Lebensmittelgutscheinen in einem normalen Supermarkt einzukaufen. Zu der Reportage gehörte unter anderem ein Foto, das Häring mit den Gutscheinen in der Hand vor einem Discounter zeigt. Nazis entdeckten die Geschichte und stellten das Foto in einem völlig neuen Zusammenhang: Aus der Redakteurin Ellen Häring wurde die Obdachlose Marlies T., denen die Asylbewerber vermeintlich ihre Gutscheine überließen. Was unabhängig vom Wahrheitsgehalt für sich genommen nach einer positiven Geschichte klingt, erzielte in den Händen der Rassisten die gewünschte Wirkung: »Auf dieses Foto gab es heftige Reaktionen. Der Sub-Text des verfälschten Fotos sei klar gewesen, meinte Häring: Er sollte sagen: 'Denen geht es viel zu gut'«, erzählt die Journalistin gegenüber Deutschlandradio Kultur.

Unter Mimikama.at listet ein österreichischer Verein weitere Fälle auf, in denen Rassisten gefälschte oder völlig aus dem Zusammenhang gerissenen Schlagzeilen über Flüchtlinge verbreiten. Die Manipulation folgt vielfach dem gleichen Schema: Positive Meldungen über Flüchtlinge sollen suggerieren, Asylsuchenden gehe es in Deutschland zu gut, weshalb sie auf keinerlei Hilfe angewiesen wären. Wer ohnehin dieser Meinung ist, der wird sein Weltbild durch derartige Falschmeldungen bestätigt fühlen.

Mimikama.at listet noch eine weitergehende Strategie auf, die vor dazu dient, Zweifel an der Berichterstattung seriöser Medien zu verstärken. Bei dieser Form der Manipulation veröffentlichen rassistische Webseiten neben einer manipulierten Falschmeldung zusätzlich auch das Original, um damit zu suggerieren, die »Lügenpresse« drehe sich die Realität so zurecht, wie es eben gerade passt.

Dokumentiert ist beispielsweise ein Fall aus dem Westfalen Blatt, das berichtete, wie ein Syrer von einem Busfahrer abgewiesen wurde, nur weil der junge Flüchtling mit einem großen Geldschein die Fahrt bezahlen wollte. Rassisten drehten daraus die Falschmeldung, der Syrer habe das Geld auf der Straße gefunden und wolle dies nun großzügig bei der Stadtverwaltung abgeben. Der dazugehörige Screenshot zur falschen Findermeldung stammte von der ebenso fiktiven Website spieglein.de, was für jeden Leser leicht überprüfbar gewesen wäre. Besagte Internetadresse gibt es nämlich nicht.

Die Macher solcher Manipulationen setzten auf diesen Effekt: Aus der täglichen Flut von Internetmeldungen sollen die Leser am Ende nicht mehr herausfiltern können, welche Geschichte wahr ist. Am Ende wollen Rassisten damit mittelfristig die Glaubwürdigkeit seriöser Berichterstattung untergraben.

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