In Schamhaft

Petra Köpping, Integrations
ministerin, schämt sich für Sachsen.

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 2 Min.

Petra Köpping schämt sich. Die sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration schämt sich für die Sachsen. Für den blanken Hass, der ihr immer wieder entgegenschlägt, wenn sie Kommentare zu Flüchtlingen liest. Wenn sie sich bei Facebook durch die Seiten klickt, »ehrlich, da schüttelt es mich«. Schamheftig. »Ich weiß nicht, woher die teils vulgäre, fremdenfeindliche und menschenverachtende Ausdrucksweise kommt«, so die SPD-Politikerin im »Zeit«-Interview.

Man kann sicher annehmen, dass Petra Köpping nicht alle Sachsen meint. Noch ist Sachsen nicht verloren, wenn es Sachsen gibt, die angesichts der Feindseligkeiten Scham empfinden. Doch gleichzeitig wirkt eine solche Offenbarung, gerade aus dem Mund der Landesministerin, verstörend. Beklemmend ohnmächtig. Womöglich wird man sie gar mutig nennen müssen. Das Grollen auf solche Äußerungen in diesen Wochen ist schon fast gewohntes Echo. Petra Köpping wird das nicht einerlei sein. Die einst als bestgekleidete Landrätin des Freistaats (Leipziger Land) öffentlich hofierte Politikerin scheut das Gespräch mit den Leuten nicht, scheute es auch nicht, als Pegida Gehör forderte. Doch ist sie sicher nicht auf böses Blut aus, auf Anfeindungen, wie sie in diesen Tagen Bekenntnissen wie dem ihren leicht folgen. Und in Sachsen scheint die Bereitschaft zur enthemmten Preisgabe charakterloser Instinkte allzu ausgeprägt.

Es gibt hier zu viel Schweigen, zu viel Beifall gleichzeitig. Hass vor einem Flüchtlingsheim in Freital, der Brandanschlag auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft in Meißen, Ausschreitungen vor einer Zeltstadt in Dresden - es sind Ausbrüche einer Haltung, die Menschen in verschiedene Wertstufen einteilt, absteigend von der eigenen aus.

Eine Abneigung liegt dem zugrunde, die sich auch im Vorschlag des sächsischen Innenministers findet, der meinte, man könne das Taschengeld von 143 Euro für Asylbewerber kürzen, um deren »Anreiz« zur Flucht zu mindern. Was Petra Köpping wohl über Markus Ulbig denkt? Ihm rät? Gemeinsame Schamhaft?

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.