»Heidenau hat mehr zu bieten«
Imagevideo von Heidenau sorgt für Spott in den sozialen Netzwerken
»Mein Heidenau ist ne Stadt, die mehr zu bieten hat.« So lautet der Refrain eines Image-Songs, den die Stadt Heidenau - das jüngste Synonym für deutschen Rassismus - vor drei Jahren produziert und als Videoclip ins Netz gestellt hat.
Der Kontrast könnte größer nicht sein: In dem Imagevideo sieht man eine heile Welt: Familien picknicken bei Sonnenschein, Jungen spielen Fußball, Schülerinnen intonieren »Unser Song – mein Heidenau.« Im dem es unter anderem heißt: »Na komm, tritt ein, du bist willkommen«. Textlich hebt man überdies auf das gute Zusammenleben von Jung und Alt ab – symbolisiert durch eine rüstige Seniorin.
Über die Qualität von Song und Video muss man sich nicht lange auslassen. Es ist schwer, die knapp über vier Minuten zu ertragen, ohne bleibende Schäden für Ohren und Augen befürchten zu müssen. Dass andere Städte vergleichbar schlechte Imagevideos produzieren, macht das nichts besser. So ist das Marketing-Geschäft.
In den sozialen Netzwerken regt man sich über den Kontrast zwischen Imagefilmchen und rassistischer Wirklichkeit auf. Das ist einerseits ein wenig billig. Andererseits hat gerade die schweigende Mehrheit der Heidenauer, die vermutlich das Video toll findet, sich jedoch nicht den Rassisten entgegenstellt, einen Denkanstoß verdient.
Inzwischen meldete sich die Person zu Wort, die das Video vor drei Jahren initiert hatte. Sylvia Röder, Leiterin des Heidenauer Familienamtes, sagte der dpa: »Diese rechten Randalierer haben viel kaputt gemacht«. Man bemühe sich in der Stadt seit Jahren darum, Werte wie Toleranz und Miteinander zu stärken. »Für uns ist das sehr schlimm, aber auch ein Auftrag. Bei uns soll jeder willkommen sein - natürlich auch die Flüchtlinge.«
Nazis stellen Video mit ihren Gewalttaten ins Internet
Für Spott sorgt noch ein weiteres Video. Ein mutmaßlicher Sympathisant der Rechtsradikalen filmte am Wochenende die Randale der Rassisten in Heidenau – und stellt das Video ins Netz. Da auf dem Clip auch nicht-vermummte Männer zu sehen sind, wurde das Video wieder aus dem Internet gelöscht. Dumm nur, dass der Clip von der SPD-Fraktion da aber schon gesichert worden war. Zu hoffen ist, das die sächsischen Strafverfolgungsbehörden sich das mit derelben Gründlichkeit einmal ansehen, wie sie ansonsten Antifaschisten und Linke verfolgen. gsp
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