Festival und Begegnung

  • Dieter Hanisch, Kiel
  • Lesedauer: 2 Min.
Umsonst und draußen - das niedrigschwellige Konzept soll am Wochenende auch in Kiel aufgehen. Eingeladen wird zu einem Festival und Willkommensfest für Flüchtlinge.

Der Kieler Norden mit den Stadtteilen Friedrichsort und Holtenau darf mit seinem kulturellen Angebot, aber auch mit seinen Freizeitmöglichkeiten für die junge Generation als eher »abgehängt« definiert werden. Vor einigen Jahren war wohl auch dieser Umstand ein Grund für das Verfangen rechtsgerichteter Aktivitäten. Neonazistische Parolen im Straßenbild, Pöbeleien, Streitereien und Übergriffe am Strand, rassistische Beleidigungen bis hin zu kleinkrimineller Energie wurden plötzlich ausgelebt.

Aus der dann erfolgten Reaktion eines örtlichen Runden Tisches entstanden diverse Aufklärungsaktionen, darunter auch das nun zum vierten Mal ab 14 Uhr stattfindende Festival am Skagerrakufer mit Infoständen, Aktionsspielen und neun Bands, am bekanntesten darunter Bernadette La Hengst.

Das regionale Agieren hat die rechten Aktivitäten zurückgedrängt, dennoch gibt es vor Ort weiterhin rechtes Gedankengut, zum Beispiel zu beobachten bei Kommentaren zur aktuellen Flüchtlingsberichterstattung, wenn etwa Sprüche wie »Gas rein und vergasen« abgesetzt werden. In den Vorjahren kamen bis zu 2000 Besucher, die ein Zeichen gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit setzen wollten.

Diesmal ist das Festival sogar zweigeteilt, hat noch einen ganz besonderen »Nachgang«, denn am Sonntag gibt es zwischen 11 und 17 Uhr auf dem ehemaligen Gelände des Marineflieger-Geschwaders 5, auf dem inzwischen Flüchtlinge beheimatet sind, ein Willkommens- und Begegnungsfest. Im Mittelpunkt steht ein selbst gestaltetes interkulturelles Büfett, für das alle Besucher selbst Essen und Getränke beisteuern und sich dazu Besteck und Geschirr mitbringen sollen. Garniert wird das Treffen mit Musikbeiträgen, Kunstprojekten und Mitmachangeboten zu Spiel und Sport.

Die auf der früheren Bundeswehrliegenschaft (fünf Minuten vom Festival-Strand entfernt) seit fünf Monaten untergebrachten Flüchtlinge kennen bereits örtliche Unterstützung aus der Umgebung. Es gibt gut besuchte Fahrrad- und Nähwerkstätten, dazu funktioniert ein Modell mit persönlichen Patenschaften der Willkommens-Initiative Friedrichsort. Damit ist gewährleistet, dass das Wochenend-Motto der Organisatoren »Refugees welcome« auch im Alltag greift.

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