Palmyra: Satellitenfoto belegt Zerstörung von Baal-Tempel
UNO bestätigt zuvor von Aktivisten vermeldete Sprengung
Beirut/Genf. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat den weltberühmten Baal-Tempel in der antiken Wüstenstadt Palmyra in Syrien zerstört. Das belegen Satellitenbilder, die den Vereinten Nationen am Montag vorlagen. »Wir können die Zerstörung des Hauptgebäudes des Baal-Tempels sowie einer Säulenreihe in der unmittelbaren Nachbarschaft bestätigen«, erklärte das Forschungs- und Ausbildungsinstitut der Vereinten Nationen (Unitar). Der Baal-Tempel war der größte Tempel Palmyras.
Unitar berief sich auf Satellitenaufnahmen, die die rund 2000 Jahre alte Tempelanlage vor und nach einer zuvor von Aktivisten gemeldeten heftigen Explosion zeigten. Auf einer auf den 27. August datierten Satellitenaufnahmen ist eine rechteckige von Säulen umgebene Anlage zu sehen. Auf einer jüngeren Aufnahme vom Montag sind dagegen nur noch einige der Säulen erkennbar.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte hatte in der Nacht zum Montag mitgeteilt, dass die Dschihadistenorganisation in Palmyra den größten Tempel teilweise zerstört habe. IS-Islamisten hätten Sprengstoff im Inneren des Baal-Tempels zur Detonation gebracht und Schäden angerichtet, erklärte die Beobachtungsstelle.
»Sie haben Sprengstoff in Behältern und vorbereiteten Fässern abgestellt«, sagte ein Aktivist vor Ort. Durch die Explosion sei der Innenraum zerstört worden. Die in Großbritannien angesiedelte Beobachtungsstelle stützt sich auf ein Netzwerk von Aktivisten in Syrien. Ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen.
Erst vor einer Woche hatte der IS den antiken Tempel von Baalschamin in der Unesco-Welterbestätte Palmyra in die Luft gesprengt und damit international Bestürzung hervorgerufen. Auf Bildern der Miliz waren Kämpfer zu sehen, die offenbar mit Sprengstoff gefüllte Fässer und andere Behälter platzierten. Andere Aufnahmen zeigten eine Explosion und dann ein Trümmerfeld.
Der Chef der Antiquitätenbehörde, Maamun Abdelkarim, bestätigte eine Explosion in Palmyra. Größere Zerstörungen am Tempel, der dem babylonischen Gott Baal gewidmet ist, konnte er zunächst aber nicht bestätigen. Mitarbeiter seiner Behörde dürften die Stätte nicht aus der Nähe begutachten. Neben Baalbek im Libanon sei der Baal-Tempel von Palmyra »der schönste Tempel im Nahen Osten«, sagte Abdelkarim.
Die IS-Extremisten veröffentlichten zunächst keine Fotos von einer möglichen Tempel-Zerstörung. Der IS hatte die antike Stadt Palmyra Ende Mai erobert. Seither mehren sich die Hinweise, dass die Islamisten die Schätze der Stadt nach und nach zerstören, um so die Zeugnisse vormuslimischer Kulturen zu vernichten.
IS-Milizionäre kämpften derweil ganz in der Nähe der syrischen Hauptstadt Damaskus gegen andere Islamisten. So nah sei der IS dem Zentrum von Damaskus noch nie gewesen, teilte die Beobachtungsstelle mit. Die Kämpfe fanden demnach am Montag im Viertel Kadam im Süden statt, wo die Extremisten seit dem Wochenende zwei Straßenzüge kontrollieren. Syrische Militärkreise bestätigten die Kämpfe. AFP/nd
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