Auch Union hilft Flüchtlingen - und nicht der »Bild«

1. FC Union Berlin stellt sein geplantes Fanhaus für Flüchtlinge in den Wintermonaten zur Verfügung / Fußball-Zweitligist verzichtet ebenfalls auf Bundesliga-Aktion »Wir helfen!«

  • Lesedauer: 3 Min.
Eigentlich sollte das neue Fanhaus zum 50. Geburtstag des Vereins im Januar 2016 eröffnet werden. Jetzt stellt der 1.FC Union die Immobilie für Flüchtlinge zur Verfügung - seine Trikotärmel für eine »Bild«-Aktion aber nicht.

Seit Monaten engagiert sich der Fußball-Zweitligist 1. FC Union auch in der Flüchtlingsarbeit – sei es durch die Teilnahme am ersten Berliner Flüchtlingssportkongress, Benefizspiele wie beim Bruderverein Union 06 oder Willkommenstage für Flüchtlinge in der Haupttribüne des Stadions an der Alten Försterei. Jetzt hat der Köpenicker Verein angekündigt, sein geplantes Fanhaus zur Aufnahme von Flüchtlingen zur Verfügung zu stellen: »Insbesondere im Hinblick auf die nahende kalte Jahreszeit steht die Stadt vor riesigen Herausforderungen, um die nach Berlin geflüchteten Menschen sicher unterzubringen«, heißt es in einer Mitteilung des Vereins. So habe der Verein entschieden, eigene Pläne für die Immobilie auf einem ehemaligen Supermarktgelände direkt neben dem Stadiongelände zurückzustellen und dem Land Berlin als Unterbringungsmöglichkeit für geflüchtete Menschen in den Wintermonaten zur Verfügung zu stellen.

»Berlin ist darauf angewiesen, alle Reserven zu erschließen, um das Unterbringungsproblem zu lösen. Wir haben die Möglichkeit, dazu einen Beitrag zu leisten, indem wir selber verzichten. Natürlich hätten wir unser Fanhaus sehr gerne anlässlich unseres 50. Vereinsgeburtstag im Januar eröffnet, aber wenn wir akute Not lindern können, dann tun wir das selbstverständlich«, erklärt Fanhaus-Leiter Sven Mühle die Zwischennutzung des künftigen Fanhauses.

»Wir können Flüchtlingsströme nicht beeinflussen oder die internationale Politik verändern und als Fußballverein ist es auch nicht unsere Aufgabe, aber wir sind humanistischen Grundwerten verpflichtet und können hier in unserer Stadt, in unserem Umfeld denjenigen helfen, die unsere Hilfe brauchen.« Wenn durch die Bereitstellung der Flächen auch »nur eine Sporthalle in Berlin weniger umgewidmet werden muss, ist allen geholfen«, erklärt Union-Präsident Dirk Zingler auf der Homepage des Vereins.

An der Aktion »Wir helfen«, die unter anderen von der »Bild«-Zeitung initiiert wird, beteiligt sich der Köpenicker Zweitligist nicht. »An der für den kommenden Bundesligaspieltag geplanten Aktion einer Boulevardzeitung wird der 1.FC Union Berlin hingegen nicht teilnehmen«, heißt es kurz und bündig in der Mitteilung des Vereins. Am Mittwoch hatte auch der FC St. Pauli angekündigt, sich nicht an der freiwilligen Aktion für Flüchtlinge zu beteiligen, die aus einem geänderten Sponsorenaufdruck auf einem Trikotärmel besteht. »Wir leisten ganz praktische und direkte Hilfe dort, wo sie gebraucht wird«, erklärte der kaufmännische Geschäftsleiter des Hamburger Zweitligisten, Andreas Rettig. nd/stf

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