Überfall in Ballstädt bald vor Gericht

Prozess könnte im Dezember in Erfurt starten

  • Lesedauer: 2 Min.

Erfurt. Ein brutaler Überfall von Vermummten auf eine Kirmesgesellschaft hat im Februar 2014 den kleinen thüringischen Ort Ballstädt (Kreis Gotha) schockiert. Im Dezember - fast zwei Jahre nach dem Angriff mutmaßlicher Neonazis - könnte nun der Prozess am Landgericht Erfurt beginnen. Zwar liege noch kein Eröffnungsbeschluss vor, sagte eine Gerichtssprecherin der dpa. Sollte dieser zeitnah kommen, werde der erste Verhandlungstag aber voraussichtlich der 2. Dezember sein.

Angesichts der Größe des Verfahrens mit Dutzenden Zeugen könnte dieses weit ins Jahr 2016 hinein dauern. Die Staatsanwaltschaft Erfurt hatte im Mai mitgeteilt, sie habe gegen 14 Männer im Alter zwischen 20 und 39 Jahren und eine 32-jährige Frau Anklage wegen gefährlicher Körperverletzung erhoben. Acht von ihnen seien vorbestraft, vier wegen Gewaltdelikten.

Die Nebenklage-Anwältin Kristin Pietrzyk sagte, obwohl es für ihre Mandanten schwer zu ertragen sei, dass in dem Verfahren noch immer kein Urteil gefällt wurde sei, habe sie Verständnis dafür, dass es bis zum Prozessbeginn so lange dauere. Die Staatsanwaltschaft Erfurt und die auf rechte Straftaten spezialisierte BAO Zesar des Landeskriminalamtes hätten bei den Ermittlungen gute Arbeit geleistet - unter anderem durch eine gute Spurensicherung.

»Wenn man diesen Arbeitsaufwand in Rechnung stellt, dann verwundert es nicht, dass es so lange dauert, bis die Anklage zum Gericht gekommen ist«, sagte Pietrzyk. »In diesem Fall ist es eine gute Anklageschrift geworden, die dem Gericht sehr deutlich macht, wer da auf der Anklagebank sitzt: Personen, die seit mehreren Jahren in der rechten Szene aktiv sind.« Pietrzyks Kanzlei vertritt nach eigenen Angaben sechs Opfer des Überfalls. Einige von ihnen lebten noch immer in direkter Nachbarschaft der Angeklagten.

In Ballstädt hatten im Februar 2014 Zeugen zufolge 15 bis 20 mutmaßliche Neonazis etwa 20 Männer und Frauen überfallen, die zu einer privaten Kirmesfeier gekommen waren. Zehn Menschen wurden dabei verletzt. Im Nachgang des Angriffs war durch einen MDR-Bericht bekannt geworden, dass eine automatische Telefonüberwachung des Thüringer Verfassungsschutzes die Verabredung der mutmaßlichen Täter zu dem Überfall aufgezeichnet hatte. Weil die Aufzeichnung aber zu spät ausgewertet worden war, konnte die Tat den Angaben zufolge nicht verhindert werden.

Der Angriff hatte mehr als zwei Jahre nach dem Auffliegen der rechten Terrorzelle NSU in Thüringen erneut eine intensive Debatte über rechte Gewalt ausgelöst. dpa/nd

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