Umsiedlung begann mit 19 Eritreern

EU will 160 000 Migranten in Europa verteilen

  • Ljubomir Milasin, Rom
  • Lesedauer: 2 Min.

Rom. Die beschlossene Umsiedlung von 160 000 Flüchtlingen innerhalb der Europäischen Union hat am Freitag mit einer kleinen Gruppe begonnen: 14 Männer und 5 Frauen aus Eritrea stiegen in Rom in ein Flugzeug Richtung Schweden, wo sie ihr neues Leben beginnen sollen. Italiens Innenminister Angelino Alfano sprach am Flughafen Ciampino vom »Sieg eines solidarischen Europas«. Die Sprecherin des Flüchtlingshilfswerks UNHCR, Melissa Fleming, sprach von einem »langsamen Anlaufen« des Programms, das »an Fahrt gewinnen sollte«. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) machte darauf aufmerksam, dass derzeit in Griechenland jeden Tag rund 7000 Menschen eintreffen.

Gegen den Umverteilungsplan hatten Ungarn, Tschechien, Rumänien und Slowakei gestimmt.

Der ersten Gruppe sollen bald 100 weitere Flüchtlinge folgen, die Deutschland und die Niederlande aufnehmen wollen. EU-Migrationskommissar Dimitris Avramopoulos sagte, das Umsiedlungsprogramm sei ein »spürbares Beispiel« dafür, »was wir tun können, wenn wir zusammenarbeiten«. Die angelaufene Umsiedlung zeige, das »Italien nicht allein« sei. Der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn, dessen Land derzeit die rotierende Ratspräsidentschaft innehat, erklärte, die Umsiedlung der 19 Eritreer sei ein »Symbol« dafür, dass Europa den »Problemen begegnen« könne. Die EU-Kommission beteiligt sich an den Kosten der Umsiedlungsaktion.

Der schwedische Ministerpräsident Stefan Löfven sagte, seine Regierung stelle sich auf die Ankunft von 150 000 Asylbewerbern in diesem Jahr ein. Innerhalb einer Woche seien zuletzt fast 9000 Menschen eingetroffen.

Tschechien verstärkt wegen der Flüchtlingskrise seine Kontrollen an der Grenze zu Österreich. Ab diesem Wochenende werde es an 20 Übergangspunkten stichprobenartige Kontrollen geben, kündigte das Innenministerium in Prag an. Das EU-Land ist Mitglied des Schengen-Raums, in dem grundsätzlich Reisefreiheit ohne Grenzkontrollen gilt. Wegen des gestiegenen Flüchtlingsandrangs hatten in den vergangenen Monaten bereits mehrere Mitglieder des Schengen-Raums wieder vorübergehende Grenzkontrollen eingeführt, auch Deutschland.

Bei der Überfahrt von der Türkei nach Griechenland kam in der Nacht zu Freitag ein etwa ein Jahr alter Junge ums Leben. Wie das griechische Ministerium für Seehandel mitteilte, befand er sich in einem Schlauchboot, das bei der Fahrt zur griechischen Insel Lesbos kenterte. Der Junge wurde bewusstlos von der Hafenpolizei aufgenommen, in einem Gesundheitszentrum auf Lesbos wurde sein Tod festgestellt. AFP/nd

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