Eine Auszeichnung für den Konsum
Der Wirtschaftsnobelpreis geht dieses Jahr an den gebürtigen Schotten Angus Deaton
Ob Angus Deaton jetzt glücklich oder nur zufrieden ist, da er acht Millionen schwedischen Kronen (etwa 850 000 Euro) reicher ist? Schließlich ist er dem breiten Publikum vor allem als Glücksforscher bekannt geworden. Vor rund fünf Jahren machte er von sich reden, als er mit dem Wirtschaftsnobelpreis-Träger von 2002, Daniel Kahneman, zeigte, dass Menschen ab einem Jahreseinkommen von 75 000 US-Dollar mit mehr Geld nicht wirklich glücklicher, sondern meist nur noch zufrieden werden.
Doch so wenig wie er die Frage nach dem Glück auf das Einkommen reduziert haben will, wird Deaton wohl sein jetziges Glück auf das Preisgeld beziehen. Denn die acht Millionen schwedische Kronen erhält Deaton als Träger des diesjährigen Wirtschaftsnobelpreises. Und diesen erhält er auch nicht für die Erforschung des Glücks. Deaton bekommt den Preis »für seine Analyse von Konsum, Armut und Wohlfahrt«, sagte Göran Hansson, Generalsekretär der Königlichen Schwedischen Akademie der Wissenschaften, am Montag bei der Bekanntgabe des äußerst begehrten Ökonomenpreises. Der diesjährige Preis handele von »Konsum im Großen und Kleinen«.
Dabei ist Deaton weniger ein Ökonom der großen Theorien als einer der akribischen Empirie. »Deatons Fokus auf Haushaltsbefragungen halfen, die Entwicklungsökonomie von einer theoretischen Disziplin hin zu einer empirischen Disziplin zu entwickeln, die auf detaillierten Individuellen Datensätzen fußt«, heißt es in der Begründung zur Verleihung des Preises, der eigentlich gar kein richtiger Nobelpreis ist. Denn dieser geht nicht wie die anderen Preise auf das Testament des Dynamiterfinders Alfred Nobel zurück, sondern wurde erst 1968 von der schwedischen Reichsbank gestiftet.
»Es geht am Ende vor allem um die Menschen«, erklärt der diesjährige Nobelpreisträger, warum er sich so sehr auf konkrete Daten konzentriert. Man müsse verstehen, wie die Menschen ticken und was gut für sie sei. Für die derzeitige Migrationskrise findet er indes eine eindeutige Erklärung: Sie sei ein Resultat einer Jahrhunderte langen ungleichen Entwicklung, in der die Reichen einen großen Teil der Welt abgehängt habe. Und diese abgehängten Menschen machten sich jetzt auf die Suche nach einem besseren Leben, was die Grenzen zwischen der ersten und der dritten Welt unter Druck setzen würde.
Deaton befindet sich mit dieser weltberühmten Auszeichnung an seiner Hochschule - die US-Eliteuni Princeton - in bester Gesellschaft. Allein die ökonomische Fakultät, an der der 69-jährige Forscher einen Lehrstuhl inne hat, zählt mit ihm jetzt acht Nobelpreisträger, die an ihr lehren oder lehrten. Einer von ihnen, Christopher A. Sims, ist derzeit noch in Princeton, ein anderer, der bekannte Austeritätskritiker Paul Krugman, verließ sie erst im Juni dieses Jahres.
Er sei »absolut entzückt« gewesen, als er den Anruf bezüglich der Preisverleihung bekommen habe, erklärte Deaton, der die US-amerikanische und die britische Staatsbürgerschaft hat. Man wisse, dass es zwar immer möglich sei, aber dass die Wahrscheinlichkeit, den Preis tatsächlich zu erhalten, sehr gering sei.
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