Sensation nach dem Skandal
Albanien feiert erste Teilnahme bei Fußball-EM
Die freudetrunkenen albanischen Fußballer schickten das obligatorische »Kabinen-Selfie« Richtung Heimat, in der Hauptstadt Tirana wurde die Nacht zum Tag: Nach dem historischen Triumph der Nationalelf gab es in dem kleinen Land auf der Balkanhalbinsel nur ein Thema. »Bonjour France« titelte die Tageszeitung »Mapo« - Albanien fährt zu EURO 2016!
»Ein unfassbarer Traum ist wahr geworden«, schrieb Ministerpräsident Edi Rama bei Twitter: »Albanien geht in die EM-Geschichte ein.« Die Zeitung »Shekulli« erhob die Spieler und den italienischen Trainer Giovanni De Biasi, die die Qualifikation am Sonntag mit einem 3:0 (2:0) in Armenien perfekt gemacht hatten, zum »Stolz der Nation«. »Ich bin überglücklich, das sind die Früchte außergewöhnlicher Arbeit«, sagte Armando Duka, Präsident des albanischen Fußballverbandes FSHF, dessen größter Erfolg bislang der Gewinn des längst nicht mehr stattfindenden Balkan-Cups war - vor 69 Jahren. »Wir feiern alle, nur wenige haben an uns geglaubt. Albanien hat sich diesen Sieg verdient«, sagte Duka. Als »Beweis« für die letzten Ungläubigen schickte Mittelfeldspieler Shekelzen Gashi das Foto der feiernden Mannschaft aus der Kabine in die Welt.
Dass sich Albanien hinter Portugal als Zweiter der Gruppe I für das Turnier in Frankreich qualifiziert hat, ist eine Sensation. Die weitaus stärker eingeschätzten Dänen müssen dafür in die Playoff-Spiele, Serbien war trotz des Siegs in Albanien in der vergangenen Woche (0:2) chancenlos. »Nach der Niederlage gegen Serbien haben wir noch einmal viel verändert«, sagte Kapitän Lorik Cana: »Jetzt können sie uns vor dem Fernseher zuschauen.«
Im Hinspiel in Serbien vor einem Jahr war es zu einem folgenschweren Skandal gekommen. In der politisch hochbrisanten Partie flog kurz vor dem Halbzeitpfiff eine Drohne mit einer die Serben provozierenden Nationalflagge über den Rasen, auf der die Umrisse eines großalbanischen Reiches zu sehen waren. Es kam zu schweren Krawallen, das Spiel wurde in der 41. Minute beim Stand von 0:0 abgebrochen. Der Vorfall zog Kreise bis auf die höchste politische Ebene. Der Drohnenpilot ist inzwischen festgenommen worden. Gewertet wurde das Spiel erst nach dem Urteil des Internationalen Sportgerichtshofes CAS mit 3:0 für Albanien. Beim Rückspiel waren 1500 Polizisten im Einsatz. SID/nd
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