Investor will Ökosiedlung retten
Genossenschaft Möckernkiez erhöht die Mieten und hofft auf ein Millionen-Darlehen
Die Mitglieder der Genossenschaft Möckernkiez dürfen weiter hoffen: Ein Investor verspricht ein Darlehen über zehn Millionen Euro, mit dem die Finanzierung des größten genossenschaftlichen Bauprojekts Deutschlands gesichert werden könnte. Das kämpft ums Überleben, seit vor fast einem Jahr die bereits begonnenen Bauarbeiten gestoppt werden mussten, weil den Genossen das Geld ausgegangen war. Seitdem künden am Südrand des Gleisdreiecksparks in Kreuzberg vier Rohbauten von den Schwierigkeiten, den Traum vom selbstbestimmten und sozialen Wohnen zu verwirklichen.
»Es geht weiter«, gibt sich Frank Nitzsche, Vorstandsmitglied der Genossenschaft, optimistisch. In drei Wochen, schätzt er, werden die Verhandlungen mit dem bisher unbekannten Geldgeber abgeschlossen sein. »Dann haben wir alle Finanzierungsbausteine zusammen.« Von den Banken gebe es Signale, dass sie dann die restliche Finanzierungssumme übernehmen.
Denen war das Projekt bisher zu teuer, die Eigenkapitalsumme der Genossenschaft zu gering. Nach dem Baustart im Frühjahr 2014 verweigerten sie die weitere Finanzierung. Seitdem stiegen die Baukosten von ursprünglich geplanten 80 Millionen auf 128 Millionen Euro. 464 Wohnungen in 14 Blöcken sollen entstehen, eine soziale und ökologische Mustersiedlung mit hohen energetischen Standards, barriere- und autofrei. Dafür sind die Mitglieder bereit, einen hohen Preis zu zahlen. Wer eine 100 Quadratmeter große Wohnung beziehen will, muss 92 000 Euro einzahlen, etwa 40 Prozent der Bausumme. Natürlich muss auch Miete gezahlt werden. Ursprünglich waren 9,35 Euro pro Quadratmeter geplant, doch weil die Banken nicht mitzogen, ist sie seit August bereits zwei Mal erhöht worden - auf im Schnitt 11,08 Euro pro Quadratmeter. Die Kredithöhe der Banken richtet sich nach dem Mietertrag. Damit ist schon klar, dass im Möckernkiez nicht unbedingt für alle Bevölkerungsschichten gebaut wird.
»Wegen unserer ökologischen Standards sind wir etwas teurer,« sagt Nitzsche, »aber immer noch moderat im Vergleich zu den Projekten in der Nachbarschaft.« Auf der anderen Seite des Gleisdreieckparks werden bis zu 25 Euro pro Quadratmeter fällig. Durch das in Aussicht stehen Darlehen werde die Miete jedenfalls nicht mehr steigen, »das ist alles schon eingepreist«. Die Mieterhöhungen hätten natürlich keine Begeisterungsstürme ausgelöst. Aber dass die Mitglieder ihnen zugestimmt hätten, zeuge von ihrem »absoluten Willen, das Projekt zu Ende zu bringen«, so Nitzsche, der zusammen mit seiner Kollegin Karoline Scharpf nach dem Baustopp den alten Vorstand ablöste.
Klappt es mit dem Millionendarlehen und ziehen die Banken mit, könnten noch Ende dieses Jahres die Bauarbeiten fortgesetzt werden und Anfang 2018 die ersten Genossen einziehen, so der Vorstand. Jeder Monat Stillstand auf der Baustelle kostet 45 000 Euro.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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