Lichterkette gegen Rassismus in Berlin

Tausende setzen Zeichen der Solidarität mit Flüchtlingen / 30 Kilometer langes Symbol durch die Hauptstadt - aber mit Lücken / Hunderte demonstrieren gegen rechten Aufmarsch in Rostock

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. In Berlin haben sich Tausende Menschen mit einer Lichterkette gegen Rassismus und für Solidarität mit Flüchtlingen eingesetzt. Organisator Peter Kranz sprach von etwa 20.000 bis 25.000 Teilnehmern. Nach Angaben der Polizei kamen allerdings 7.000 bis 8.000 Teilnehmer zusammen. Anlass für die Lichterkette war nach den Worten des Vorsitzenden des Ökumenischen Zentrums die bröckelnde Akzeptanz von Flüchtlingen in der Bevölkerung.

»Berlin, Deutschland und die Welt sollen sehen, dass wir nach wie vor zu Flüchtlingen stehen«, hatte Kranz angekündigt. An einigen Stellen standen die Menschen sehr dicht, andernorts taten sich auch kleinere Lücken auf, berichtete der Pfarrer vom Zentrum für Friedens-, Umwelt- und Eine-Welt-Arbeit.

Das rund 30 Kilometer lange Symbol sollte ein Willkommenszeichen für Flüchtlinge setzen. Die Lichterkette wurde für rund 15 Minuten auf der West-Ost-Achse zwischen Staaken am westlichen Berliner Stadtrand und Kaulsdorf im Osten gestaltet. Die Aktion wurde von Organisationen, Parteien, Gewerkschaften und Verbänden unterstützt. Auf Kritik war allerdings gestoßen, dass mit etwa der SPD auch eine Partei dazu aufrief, die gerade der umstrittenen Asylrechtsverschärfung zugestimmt hat.

Nach Kranz' Angaben standen allein im Ortsteil Spandau 6.000 bis 8.000 Menschen, um mit der Lichterkette ein Zeichen für Flüchtlinge zu setzen. Besonders voll war es auch in Mitte am Brandenburger Tor und an der Siegessäule sowie am Ernst-Reuter-Platz. Am Frankfurter Tor im Ostteil der Bundeshauptstadt fanden sich rund 2.000 Menschen ein, berichtete Pfarrer Kranz. Etwas weniger Menschen versammelten sich an der Straße des 17. Juni durch den Tiergarten und in Lichtenberg. Unterstützt wurde der Aufruf von Kranz durch zahlreiche Organisationen, Parteien und Gewerkschaften.

Mit der Organisation von Lichterketten hat der Pfarrer im Ruhestand bereits Erfahrung. 2003 mobilisierte eine Initiative um Kranz nach eigenen Angaben rund 110.000 Teilnehmer gegen den Irak-Krieg und 2005 rund 25.000 Menschen zum 60. Jahrestag des Kriegsendes. »Eine Lichterkette ist als Gegenbild zu Krieg und Gewalt das wohl friedlichste Zeichen, das Menschen öffentlich geben können«, hieß es im aktuellen Aufruf »Flüchtlinge willkommen - Fluchtursachen überwinden«. Lichterketten gab es auch in den 1990er-Jahren als Aktion gegen Fremdenhass bereits.

In Rostock protestierten derweil Hunderte gegen einen Aufmarsch von Rechtsradikalen und »besorgten Bürgern«. Zu der Aktion gegen Asylrecht und Flüchtlinge der Rechtspartei AfD hatten sich nach Polizeiangaben etwa 1.000 Personen versammelt, darunter Anhänger der NPD. Zu der Gegenveranstaltung hatten »Rostock nazifrei« und »Rostock hilft« aufgerufen. Rund 500 Menschen versammelten sich auf dem Neuen Markt, weitere 500 sich in der Marienkirche zu einer interreligiösen Andacht unter dem Motto »Flüchtlinge willkommen!«, wie die Veranstalter mitteilten. »Rostock hetzt nicht - Rostock hilft«, lautete das Motto auf dem Neuen Markt.

In Schwerin waren am Samstag nach Polizeiangaben auch rund 130 Anhänger des rechten Pegida-Netzwerkes auf die Straßen gegangen. Agenturen/nd

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -