Schmerzensgeld ohne Schmerzen
Haidy Damm über erfolgreiche Kohlelobbyisten und die Verlängerung eines Auslaufmodells der Energiegewinnung
Die Bundesregierung wird erstmals Kohlekraftwerke aus Klimaschutzgründen abschalten. Ein Erfolg der Klimaschützer? Eher nicht. Zunächst reibt sich die Kohlelobby die Hände. Denn angetreten war die Bundesregierung vor einem Jahr mit dem Ziel, 10 000 Megawatt Kohlekraft stillzulegen. Viele Lobbyistenstunden später sind davon 2700 Megawatt übrig geblieben.
Darüber hinaus werden die Dinosaurier der Energiegewinnung auch noch dafür bezahlt, Kohlekraftwerke in Reserve zu halten, die bereits heute länger laufen als ursprünglich angedacht. Für den eher unwahrscheinlichen Fall, dass sie gebraucht werden, bekommen die Stromkonzerne eine Menge Geld. Sieben Jahre lang je 230 Millionen Euro, insgesamt also rund 1,6 Milliarden Euro Entschädigung für entgangene Gewinne einer seit Jahren rückständigen Industrie. Dabei wäre von den acht Reservemeilern die Hälfte voraussichtlich ohnehin bis 2020 stillgelegt worden.
Die Stromindustrie kann sich entspannt zurücklehnen. Denn der Deal zeigt: Der Kohleausstieg wird so behutsam vonstatten gehen, das tut gar nicht weh! Und Schmerzensgeld gibt es trotzdem.
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