Thüringen: Rechtsradikale Einstellungen nehmen zu
»Signifikanter« Anstieg fremdenfeindlicher Einstellungen im Freistaat / Mehrheit der Befragten befürchtet »Überfremdung« durch Geflüchtete / 42 Prozent gegen eine Asylunterkunft in ihrer Nachbarschaft
Erfurt. Wissenschaftler der Universität Jena haben nach Jahren rückläufiger Tendenzen ein Ansteigen rechtsextremistischer und fremdenfeindlicher Einstellungen in Thüringen registriert. Nach einem Bericht der Tageszeitung »Thüringer Allgemeine« stuft der jüngste »Thüringen Monitor« knapp ein Viertel der rund 1.000 Befragten als rechtsextremistisch ein. In den vergangenen Jahren seien lediglich 17 Prozent der Meinung gewesen, dass der »Nationalsozialismus auch seine gute Seiten habe«.
Die jüngste Ausgabe der im Jahr 2000 begonnenen Langzeitstudie im Auftrag der Landesregierung soll Ende November veröffentlicht werden. Dem Zeitungsbericht zufolge stimmt im aktuellen »Thüringen Monitor« eine knappe Mehrheit der Aussage zu, die Bundesrepublik sei »in gefährlichem Maß überfremdet«. 40 Prozent seien der Auffassung, Ausländer kämen nur nach Deutschland, um den Sozialstaat auszunutzen.
Eine »großzügige Prüfung« der Asylanträge durch den Staat werde von 70 Prozent der Befragten abgelehnt, hieß es. 55 Prozent stimmten der Aussage zu, dass Asylbewerber »keine Verfolgung im Heimatland« zu befürchten hätten. In bundesweiten Umfragen liege dieser Wert um 13 Prozentpunkte niedriger. 42 Prozent der Thüringer sprechen sich den Angaben zufolge zudem gegen ein Asylbewerberheim in ihrer Nachbarschaft aus.
Die Umfrage für die neue Studie war im Juni und damit noch vor der Öffnung der Grenzen für die syrischen Flüchtlinge und den AfD-Demonstrationen in Erfurt erhoben worden. Dennoch warnten die Politik- und Sozialwissenschaftler vor Alarmismus, hieß es. Der Anstieg des Rechtsextremismus sei zwar »signifikant«. Die höheren Werte bei den fremdenfeindlichen Ansichten lägen aber noch im Bereich zufälliger Stichprobenschwankungen. epd/nd
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