Wohlleben kündigt Erklärung an
NSU-Prozess: Zeitpunkt der Erklärung noch offen
München. Nicht nur Beate Zschäpe will sich nun endlich im NSU-Prozess erklären: Laut »Spiegel« plant auch der mitangeklagte Ralf Wohlleben sein Schweigen zu brechen. Der mutmaßliche Terrorhelfer wird beschuldigt, die Beschaffung einer Tatwaffe - eine »Ceska-83« mit Schalldämpfer - organisiert zu haben. Die Bundesanwaltschaft hält ihn außerdem für die »steuernde Zentralfigur« hinter dem »Nationalsozialistischen Untergrund« (NSU).
Mit der »Ceska« sollen die mutmaßlichen Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt neun türkisch- und griechischstämmige Gewerbetreibende in Nürnberg, München, Hamburg, Rostock, Kassel und Dortmund erschossen haben. Die Anklage hält die Verwendung derselben Waffe für eine verschlüsselte Form der Selbstbekennung. Beim zehnten Mord, dessen Opfer die Polizistin Michèle Kiesewetter in Heilbronn war, wurden andere Waffen benutzt.
Zschäpe muss sich in dem Prozess als Mittäterin verantworten. Sie habe zwar nicht selbst geschossen, die Taten aber mitgeplant und gebilligt. Sie sei außerdem Mitglied des NSU gewesen, meint die Bundesanwaltschaft. Gemeinsam mit Mundlos und Böhnhardt war die Thüringer Rechtsextremistin 1998 in den Untergrund abgetaucht.
Im NSU-Prozess haben bisher nur zwei der Angeklagten ausgesagt. Der ebenfalls als Waffenbeschaffer angeklagte Carsten S. hatte zu Beginn ein Geständnis abgelegt. Holger G., der das Trio mit Papieren und einer Tarnlegende versorgt haben soll, beschränkte sich bisher auf eine von ihm selbst vorgetragene Erklärung. Der einzige Mitangeklagte, der nach den beiden erwarteten Aussagen noch schweigen würde, ist André E. Auch er soll das Trio unterstützt haben.
Offen bleibt zunächst, wie und wann die Aussagen von Zschäpe und Wohlleben zustande kommen. Zschäpe wollte eigentlich vergangenen Mittwoch eine Erklärung verlesen lassen. Der Termin war aber verschoben worden, nachdem Wohlleben einen Befangenheitsantrag gegen das Gericht stellte. Eine Gerichtssprecherin sagte am Donnerstag, über diesen werde bis zum Beginn der nächsten Verhandlung am Dienstag entschieden. dpa/nd
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