Bundesregierung übergeht Linksfraktion

  • Lesedauer: 2 Min.

Der Bundestagsabgeordnete Michael Leutert sitzt für die Linksfraktion im Haushaltsausschuss. Er ist unter anderem zuständig für den Bundeswehretat. Daher die Frage:

Woher kommt das plötzliche Interesse der Bundeswehr an TanDEM-X?

Militär und Geheimdienste haben ein großes Interesse an den 3-D-Daten. Insbesondere die USA wollen sie, doch um da ran zu kommen, brauchen sie die Bundeswehr.

Ich vermute, auf Ihre Zustimmung wartet die Regierung vergebens?

So ist es. Nicht nur, weil Informationen über das Projekt immer nur scheibchenweise herausgegeben werden. Durch Zufall ist bekannt geworden, dass bereits zum Jahresanfang im Verteidigungsministerium Einzelgespräche mit Abgeordneten darüber geführt worden sind.

Was war da Gegenstand?

Das kann ich nicht sagen. Man hat das Gespräch nur mit Abgeordneten der Union, der SPD und der Grünen gesucht. Jeweils einzeln, wie ich gehört habe. Und dann wurde Verschwiegenheit verabredet.

Eine ganze Fraktion wurde ferngehalten?

Ja. Die Regierung zieht sich auf die Position zurück, dass es nirgends eine Vorschrift darüber gibt, wem man wie, was, wann mitteilt. Doch um sachkundig über das Projekt zu beraten, müssten aus meiner Sicht alle Berichterstatter aller Fraktionen mit denselben Informationen vertraut sein.

Haben Sie denn inzwischen herausgefunden, warum alles so geheim ist?

Es geht wohl im Kern auch darum, dass wir militärische Daten an Länder liefern, die in militärische Konflikte verwickelt sind. Beispiel Vereinigte Arabische Emirate. Die führen mit Saudi-Arabien und anderen Krieg in Jemen. Weil eben die Daten militärisch so vielfältig nutzbar sind, müsste es dafür auch eine Rüstungsexportgenehmigung geben. Wir haben bei den Beratungen im Haushaltsausschuss gegen das Projekt gestimmt und wir werden das auch im Plenum tun.

Fragen: René Heilig

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!