Sellin verkauft seine Wohnungsgesellschaft

Jeder dritte Bürger des Ostseebads betroffen

  • Bernhard Mehnke, Sellin
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Gemeinde Sellin auf Rügen will ihre kommunale Wohnungsgesellschaft an einen privaten Investor verkaufen. Dabei sollen 350 Mietwohnungen den Besitzer wechseln.
In Sellin sollen die kommunalen Wohnungen an einen privaten Investor verkauft werden. Es handelt sich um knapp 350 Mieteinheiten, in denen mit geschätzten 900 Personen etwa ein Drittel der Einwohner des zweitgrößten Seebads der Insel Rügen lebt. Kern des Pakets sind die sanierten Plattenbauten in der sogenannten Siedlung am Wald. Hintergrund des Gemeindebeschlusses sei das konkrete Kaufangebot eines Privatmannes, der seinen Wohnungsbestand in Norddeutschland erhöhen wolle, sagte Bürgermeister Reinhard Liedtke (Selliner Wählergemeinschaft) am Mittwoch. Voraussetzung des Verkaufs noch in diesem Jahr sei allerdings, dass sich keine Nachteile für Gemeinde und Mieter ergeben. »Dann wären wir auf einen Schlag alle Sorgen der kommunalen Wohnungsverwaltung los«, so Liedtke, der auch als Parteiloser für die FDP im Rügener Kreistag sitzt. Gegen den plötzlichen Verkauf ohne Ausschreibung votierten nur die Abgeordneten der Linkspartei. Es gebe keinen aktuellen Zwang, sagte ihr Sprecher Matthias Scheibe. Schließlich schreibe die Kommune insgesamt schwarze Zahlen, und die gemeindeeigene Wohnungsverwaltung spülte letztes Jahr sogar 30 000 Euro Überschuss in die Kasse. Außerdem würde die Gemeinde mit der Privatisierung ihres kommunalen Eigentums auf die Gestaltungsmöglichkeiten für das Wohnumfeld der meist sozial schwachen Mieter verzichten, kritisierte Scheibe. Die Befürworter der Privatisierung - Abgeordnete der Wählergemeinschaft, der CDU und der FDP - möchten die Kreditverpflichtungen von 13,5 Millionen Euro für Sanierungen in der Vergangenheit loswerden. Außerdem versprechen sie sich einen zusätzlichen Erlös in einem sechsstelligen Bereich und weniger Risiken für den Gemeindeetat.

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