Terror am Treffpunkt der Religionen

Militante Gruppen blockieren mit ihren kriegerischen Aktionen die Entwicklungschancen

  • Anne Gonschorek, Kapstadt
  • Lesedauer: 3 Min.
Quer durch Afrika zieht sich eine unsichtbare Grenze. Nördlich davon dominiert der Islam, südlich davon das Christentum. An vielen Stellen dieser Grenze herrscht seit Jahren Terror.

Der Angriff auf das Radisson Blu Hotel in Malis Hauptstadt Bamako ist nur der jüngste in einer langen Reihe von terroristischen Anschlägen in Afrika. Fundamentalistische Dunkelmänner tyrannisieren den Kontinent zurzeit fast täglich: Militante Gruppen wie Boko Haram in Nigeria und Al-Shabaab in Kenia blühen immer mehr auf.

Hierfür sind tiefgehende gesellschaftliche Spaltungen, geplünderte Ressourcen und eine tief in allen politischen Etagen verwurzelte Korruption verantwortlich. Aber auch die Trennung zwischen Christen im Süden und Moslems im Norden. Al Qaida, Al-Shabaab, Boko Haram und der Islamische Staat wüteten in den vergangenen Monaten kontinuierlich und hinterließen eine Spur des Chaos und der Zerstörung. Obwohl die Gruppen zweifellos von den gesellschaftlichen Unterschieden zwischen den Metropolen im Süden und den oft im Stich gelassenen ländlichen Gegenden im Norden profitieren, sind die Opfer ihrer Anschläge nicht ausschließlich und nicht einmal vornehmlich Christen. Die Terrorgruppen nutzen meist jegliche Mitbürger als entbehrliche Bauernfiguren ihres tödlichen Schachspiels. Nicht umsonst sind oft Märkte und öffentliche Versammlungen Schauplätze ihrer Attentate.

Und so kommt es zu sehr hohen Opferzahlen. Bisher scheinen auch die Bemühungen der Regierungen nur wenig gegen diese Gewalt auszumachen, denn obwohl Boko Haram zum Beispiel immer mehr Gebiete an die nigerianische Armee verliert, haben sich die Angriffe der islamistischen Miliz vervielfacht.

Der senegalesische Präsident Macky Sall forderte Anfang des Monats deshalb auf dem zweiten Internationalen Forum für Afrikas Sicherheit in Dakar noch einmal mehr finanzielle Unterstützung. Allerdings bräuchte es mehr als nur Geld, um Afrikas Terrorismusproblem anzugehen. Sall erklärte, dass das Rahmenwerk der Vereinten Nationen sich anpassen müsse. Statt lediglich den Frieden zu bewahren, erfordere die Dringlichkeit der Situation Kampfeinsätze. Im Völkerrechts-Vokabular ist das der Unterschied zwischen friedenserhaltenden und friedenserzwingenden Missionen. Allgemein wird davon ausgegangen, dass allein afrikanische Truppen dem Terrorismus in Afrika ein Ende bereiten können.

Diese wurden in den vergangenen Monaten bereits verstärkt. Tschad steuerte zum Beispiel mehr als 2500 Soldaten zur Bekämpfung von terroristischen Gruppen im Norden Malis hinzu und hat sich der Fünf-Länder-Koalition gegen Boko Haram in Nigeria angeschlossen, der außerdem Benin, Niger und Kamerun angehören.

Der kenianische Journalist Daniel Ominde setzte große Hoffnungen auf den kürzlichen Besuch des Papstes in seinem Land. Ominde äußerte die Hoffnung, dass das Oberhaupt der katholischen Kirche mit seiner Friedensbotschaft etwas Positives bewirken könne: »Häufige Terroranschläge in Nairobi, Mombasa und kürzlich auf die Universität von Garissa haben Kenias Einkünfte aus dem Tourismus gehörig heruntergeschraubt - genau der Branche, die dem Land seit vielen Jahren die größten Einnahmen an Fremdwährung bescherte.« Terrorismus in Afrika sei ein genauso großes Problem wie in der westlichen Welt.

Ominde erhoffte sich vom Franziskus-Besuch, er möge »die Hand nach der muslimischen Gemeinde ausstrecken und somit den Stein für interreligiöse Einheit im Kampf gegen den Extremismus ins Rollen zu bringen.« Es ist ein wohl im wahrsten Sinne des Wortes frommer Wunsch. Dass sich ausgerechnet religiös intolerante islamische Fundamentalisten vom obersten Christen zur Umkehr bewegen lassen, ist allerdings kaum zu erwarten.

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