Tauwetter nach dem Frost
Klaus Joachim Herrmann über den Westen und Russland
Politische Lösungen müssten mit Russland gemeinsam gesucht werden, tut NATO-Generalsekretär Stoltenberg kund. »Es war nie unser Ziel, Russland zu isolieren«, erklärt er mit einem frommen Augenaufschlag. Doch wenn sich SPD-Chef Gabriel für die Rückkehr Moskaus in die G8 und wörtlich ein »Ende der Eiszeit mit Russland« einsetzt, muss es die wohl geben. Tauwetter kann nur nach dem Frost kommen.
Natürlich holt sich die EU aus dem Ex-Sowjetverbund mit der »Östlichen Partnerschaft«, was sie nur bekommen kann. Der Konflikt um die Ukraine ist ja genau einer zwischen Ost und West. In die von der politischen Vorhut eröffneten Räume rückt die NATO ein. US-Panzer paradieren im Baltikum an einem Grenzübergang zu Russland. Das rüstet seinerseits auf und sichert mit Macht und Gewalt, was es glaubt, nicht hergeben zu können - wie die Krim und ihre Stützpunkte.
Dialog hätte Konflikte abwenden können. Doch aus wie vielen Gremien, auch der NATO selbst, wurde Russland verwiesen - sogar seine Parlamentarier aus dem Europarat. Stoltenbergs »Es war nie unser Ziel ...« erinnert bislang lediglich fatal an Ulbrichts »Niemand hat die Absicht ...«. Sollte der Westen aber wirklich aus Fehlern gelernt haben, setzt er sofort nicht mehr auf Isolation und Sanktion, sondern suchte den Ausgleich der Interessen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.