Warten auf die Kaltfront

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Peking. Dicke Luft in der chinesischen Hauptstadt: Mit dem ersten Smog-Alarm der höchsten Stufe »Rot« sind am Dienstag in Peking weitreichende Fahrverbote in Kraft getreten. Alle Schulen und Kindergärten wurden geschlossen, damit die Kinder daheim bleiben können. Nach Behördenangaben mussten »einige Fabriken« ihre Produktion herunterfahren oder stoppen. Während eine graue, schmutzige Dunstglocke die 22-Millionen-Metropole einhüllte, waren die Straßen spürbar leerer als sonst. Wer trotz der hohen Schadstoffbelastung in der Luft vor die Tür musste, trug meist eine Atemschutzmaske. Die Sichtweite fiel auf wenige 100 Meter. Die Behörden riefen die Menschen auf, möglichst zu Hause zu bleiben.

Trotz der Maßnahmen stieg der offizielle Luftindex für Peking am Vormittag weiter auf 266 Punkte, was als »schwer verschmutzt« gilt. Die US-Botschaft maß für Feinstaub einen »sehr ungesunden« Wert von 280 - mehr als das Zehnfache des Grenzwertes der Weltgesundheitsorganisation. Verursacht wird der Smog von Feinstaub und Stickoxidabgasen aus Industrieschornsteinen, Kohlekraftwerken und Autos. Die CO2-Emissionen, die den Klimawandel verursachen, sind indes nicht sichtbar.

Ärzte warnen, dass die tückischen Feinpartikel direkt ins Blut gehen und Krebs erregen können. Die hohen Schadstoffbelastungen schwächten auch das Immunsystem und erleichterten den Ausbruch von Atemwegsproblemen oder Herz- und Kreislauferkrankungen. Besonders alte und junge Menschen seien gefährdet.

Die Maßnahmen der Alarmstufe »Rot« sollen die Schadstoffe um mindestens 30 Prozent senken. Je nach Nummernschild dürfen Pkw nur noch abwechselnd an geraden oder ungeraden Tagen fahren. Damit waren nach Schätzungen zwei Millionen zusätzliche Passagiere in öffentlichen Verkehrsmitteln zu erwarten. Mehr als 20 000 Busse wurden am Dienstag extra eingesetzt, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete.

Der Smogalarm gilt bis Donnerstagmittag. Dann soll eine erwartete Kaltfront die Schadstoffe wegblasen. Auch die Schulen und Kindergärten bleiben drei Tage geschlossen. Auf Baustellen werden Arbeiten unter freiem Himmel eingestellt. Welche Fabriken den Betrieb herunterfahren oder stoppen sollen, blieb aber unklar.

Da die Schadstoffe auch aus angrenzenden Regionen nach Peking wehen, wurden dort weitere »Notmaßnahmen« ergriffen. Im 150 Kilometer entfernten Baoding galten ähnliche Fahrverbote. Rund 2000 Fabriken mussten die Produktion verringern oder stoppen, 1200 Baustellen ihre Arbeiten für den Rest des Monats einstellen. In der Nachbarmetropole Tianjin wurden Erdarbeiten auf Baustellen verboten. Große Lastwagen mit Baumaterialien dürften nicht mehr in die Stadt rollen. dpa/nd

Foto: AFP/Greg Baker

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