Madame Provocateur

Le Pen empört mit Veröffentlichung brutaler Fotos von IS-Opfern / Premierminister Valls verurteilt französische Rechtsextreme als »Brandstifterin«

  • Lesedauer: 2 Min.

Paris. Mit der Veröffentlichung brutaler Fotos von Opfern der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat die rechtsextreme französische Politikerin Marine Le Pen für Empörung gesorgt. Der sozialdemokratische Premierminister Manuel Valls von der »Parti socialiste« bezeichnete die Chefin der Front National (FN), die im Kurznachrichtendienst Twitter unter anderem ein Foto eines enthaupteten IS-Opfer hochgeladen hatte, am Mittwoch als »Brandstifterin«. Innenminister Bernard Cazeneuve schaltete die Polizei ein.

Le Pen hatte am Mittwoch in ihrem Twitter-Konto drei Fotos von Männern in orangefarbener Gefangenenkleidung veröffentlicht, die offenbar Opfer der IS-Dschihadisten wurden. Eines zeigt einen enthaupteten Leichnam mitsamt des abgetrennten, blutverschmierten Kopfes, ein zweites einen in Brand gesetzten Gefangenen in einem Käfig, ein drittes einen Mann, der von einem Panzer überfahren wird. Die Fotos versah die FN-Chefin mit dem Satz: »DAS ist der IS.«

Die Vorsitzende der Front National reagierte damit auf Äußerungen des bekannten Journalisten Jean-Jacques Bourdin. Dieser hatte in einem Interview mit einem Islamismus-Experten in einer Frage Parallelen zwischen dem IS und der FN hergestellt - beiden sei eine »selbstbezogene Abschottung« ähnlich. Le Pen bezeichnete diesen Vergleich auf Twitter als »inakzeptable Entgleisung« und veröffentlichte dazu die Fotos der IS-Opfer.

Valls verurteilte ebenfalls auf Twitter die Veröffentlichung dieser »abscheulichen Fotos«, die »ein politischer und moralischer Fehler, eine Respektlosigkeit gegenüber den Opfern« sei. Le Pen sei eine »Brandstifterin der öffentlichen Debatte«. Innenminister Cazeneuve sagte in der Nationalversammlung, er habe die Fotos einer Abteilung der Polizei gemeldet, die sich mit illegalen Inhalten im Internet befasst. Bei den Fotos handle es sich um »Propaganda des IS«. »Sie sind eine wahrhafte Beleidigung der Opfer des Terrorismus.«

Der Radiojournalist Bourdin verurteilte derweil die »hysterischen Reaktionen« von Seiten der FN. »Es ist unangenehm, dass jemand hysterisch wird, wenn wir Fragen stellen. Wir werden weiter Fragen stellen - ob das den FN-Verantwortlichen gefällt oder nicht.« Der Journalist betonte, er habe niemals behauptet, dass die rechtsextreme Partei wie der IS sei.

Zuvor war Bourdin unter anderem von FN-Vize Louis Aliot attackiert worden, der auch Le Pens Lebenspartner ist. Aliot twitterte, wenn Bourdin die FN mit dem IS vergleiche, dann könne er den Journalisten mit NS-Propagandaminister Joseph Goebbels vergleichen. AFP/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.