Sundby und die Touristen
Überragender Norweger dominiert die Tour de Ski der Langläufer
Die Jubiläumsausgabe der Tour de Ski scheint bei den Männern bereits nach drei Etappen entschieden. Was der ohnehin als Topfavorit gehandelte Norweger Martin Johnsrud Sundby seit dem Neujahrstag auf dem Schnee in Lenzerheide zelebrierte, verschlug Freund und Feind die Sprache. Der Überläufer setzte nicht nur seine beeindruckende Siegesserie seit Saisonbeginn mit Tageserfolgen auf den beiden Distanzetappen fort, er war auch im Sprint so gut wie nie zuvor und besser als seine direkten Konkurrenten. 1:30 Minuten Vorsprung auf den Zweitplatzierten Petter Northug bedeuten mehr als eine Vorentscheidung. Northug jedenfalls hat den Sieg schon abgeschrieben: »Ab sofort bin ich nur noch als Tourist unterwegs«, sagte er.
Bei den Frauen gab es am Sonntag derweil einen schon sensationell anmutenden Wechsel an der Spitze in der Gesamtwertung. Die hochgehandelte Therese Johaug musste ihre erste Saisonniederlage auf einer Distanzstrecke einstecken und das Rote Trikot der Führenden an ihre eigentlich nur als Sprinterin bekannte Teamkollegin Ingvild Flugstad Østberg weiterreichen.
Dass die deutschen Läufer im Kampf um die Podestplatzierungen im Gesamtklassement chancenlos sein werden, war schon vor dem Tourstart klar. Trotzdem hatte man zumindest von den Frauen Platzierungen in den Top 10 erwartet. Doch das ging vor allem beim Massenstartwettbewerb am Samstag gründlich daneben. Steffi Böhler auf Platz 18 war da beste deutsche Starterin, mit mehr als drei Minuten Rückstand auf Johaug. Bundestrainer Torstein Drivenes wirkte ratlos und enttäuscht.
Das änderte sich zumindest ein wenig im Verfolgungswettkampf am Sonntag, da vor allem die Zeitrückstände nicht größer wurden. Böhler verbesserte sich insgesamt auf Platz 18, Nicole Fessel auf 20. »Wir haben eine sehr gute Vorbereitung absolviert. Ich bin sicher, dass die Mädchen sich von Tag zu Tag weiter verbessern. Die Tour ist noch lang und der Weg bis zur Alpe Cermis noch weit«, sagte Drivenes. Bis Platz zehn in der Gesamtwertung gibt es durchaus noch Möglichkeiten.
Bei den Männern überzeugte einer, der eigentlich gar nicht zur Mannschaft gehörte: Andreas Katz. Der Baiersbronner, der erst nach Saisonbeginn über Umwege in den Weltcup kam, wurde im Massenstart 17. und im Verfolger am Sonntag 19. Dabei hatte er noch besonderes Pech: Am Samstag wurde er vom stürzenden Teamkollegen Jonas Dobler mit in den Schnee gerissen, tags darauf brach ihm durch einen Fehltritt des Franzosen Maurice Magnificat am schwersten Anstieg in der letzten Runde der Stock. Beide Male kam er völlig aus dem Rhythmus, beide Male verlor er wertvolle Zeit und Plätze. Er hatte dennoch die elftbeste Einzelzeit des Verfolgers zu Buche stehen.
»Ich hatte abartig gute Ski, für die man eigentlich einen Waffenschein benötigt hätte. Umso trauriger ist es dann, wenn man dann nicht das erreicht, was möglich gewesen wäre«, sagte Katz, der aber angriffslustig blieb: »Meine Beine sind noch gut. Jetzt muss ich schnell regenerieren, um auf den nächsten Etappen wieder angreifen zu können.«
Das hofft auch Männertrainer Janko Neuber. »Durch das Fehlen von Hannes Dotzler und Tim Tscharnke und das krankheitsbedingte Ausscheiden von Florian Notz und Andy Kühne sieht man, wie dünn unsere Decke ist. Wir haben den Anspruch, besser zu werden. Da brauchen wir jetzt unsere derzeit Besten Andy Katz und Jonas Dobler mehr denn je«, sagte der Oberwiesenthaler. dpa/nd
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