Die Schöne und der Arbeiter

Therese Johaug und Martin Johnsrud Sundby aus Norwegen gewinnen die Tour de Ski

  • Lesedauer: 3 Min.
Norwegen bleibt Langlaufnation Nummer eins: Gleich das komplette Podest bei den Frauen und die Plätze 1 und 2 bei den Männern holten die Norge-Langläufer.

So schwer hatte sich Therese Johaug ihren zweiten Gesamtsieg bei der Tour de Ski nicht vorgestellt. Die 27-Jährige war wegen der Baby-Pause ihrer Teamkollegin Marit Björgen die Topfavoritin. Sie kam ungeschlagen auf Distanzstrecken zur Tour und schien nach zwei Etappen schon klar auf Siegkurs. Doch ausgerechnet ihre beste Freundin Ingvild Flugstad Oestberg, mit der sie zusammen trainiert und die nur 200 Meter von ihr entfernt wohnt, machte ihr das Leben bis zur Alpe Cermis schwer.

Johaug musste für den Erfolg mehr investieren, als sie selbst geglaubt hatte. Und damit ungewöhnlichen Trainingsausfällen im Sommer Tribut zollen. Fingerbrüche nach Stürzen hinderten die siebenmalige Weltmeisterin, ihr hohes Trainingspensum zu absolvieren. Ihr sonniges Gemüt mit dem Hang zur Selbstdarstellung ging dabei nicht verloren. Auch nicht ihr Geschäftssinn. Das Glamour-Girl vermarktet sich perfekt, ist ebenso Werbe-Ikone wie Geschäftsfrau, die ein eigenes Mode-Label auf dem Markt hat und als Model schon mehrfach die Titelseiten der norwegischen Regenbogenpresse zierte. Ihr liebster Laufsteg aber ist die Langlaufloipe. Zwar ohne ausgefeilte Technik, dafür mit einer schier unerschöpflichen Energie. Der Spitzname »Duracel-Häschen« könnte kaum besser platziert sein.

Ein ganz anderer Typ ist hingegen Martin Johnsrud Sundby. Für ihn ist Langlauf Arbeit, Leiden und Liebe. Mit 30 Jahren ist der Norweger seinem Ziel, der beste Langläufer der Welt zu sein, wieder ein Stück näher gekommen. Sein dritter Sieg bei der Tour de Ski in Serie hat auch in seiner Heimat Gewicht, wenngleich dort in erster Linie Einzelmedaillen bei Olympischen Winterspielen und Weltmeisterschaften zählen. Von denen hat der Osloer bisher ganze zwei, eine goldene fehlt noch.

Sundby ist im Lauf der Jahre ein anderer geworden. Einst war er ein verbissener Athlet, der nichts anderes kannte als die Berge um Oslo im Laufschritt bis zur völligen Erschöpfung zu erklimmen. Dabei nahm er keine Rücksicht auf andere. Seit er jedoch Vater ist, hat er sich zu einem fürsorglichen, lockeren Typen gewandelt, der nun auch öffentlich zu Scherzen aufgelegt ist.

Vor dieser Saison erhöhte er sein Trainingspensum auf unglaubliche 1150 Stunden, legte enormen Wert auf die Sprintfähigkeit. Seine diesjährige Überlegenheit bei der Tour ist auch auf seine Leistungen im Sprint zurückzuführen. Er schaffte es immer ins Finale und distanzierte damit die härtesten Gegner.

Am Sonntag setzte er sich auf dem neun Kilometer langen Schlussanstieg im italienischen Val di Fiemme mit dem Rekordvorsprung von 3:09,9 Minuten auf seinen Landsmann Finn Haagen Krogh durch. Dritter wurde der Russe Sergej Ustjugow (+3:30,6). Den bislang größten Abstand bei der Tour hatte zuvor der Tscheche Lukas Bauer, der 2008 am Ende 2:47,3 Minuten vor dem zweitplatzierten Rene Sommerfeld (Zittau) lag. dpa/nd

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