Kabarett in der DDR
Bühnenwechsel
Komisch-unterhaltend soll Kabarett sein - und vor allem gesellschaftskritisch. Dass gerade diese Form der Kleinkunst in der DDR lebendiger Teil der Kulturszene war, scheint zunächst ungewöhnlich. Doch das Kabarett hatte viele Freiräume, sagt der Rostocker Historiker Christopher Dietrich (36), der selbst Kabarettist im Duo »Raab und Dietrich« ist. Für seine jetzt im Be.Bra-Verlag erschienene Doktorarbeit (»Kontrollierte Freiräume«, 736 S., br., 36 €) hat er alle zwölf Berufskabaretts der DDR unter die Lupe genommen, dazu 30 Amateur- und Untergrundkabaretts.
In der DDR, so Dietrich, habe es keine Freiheit der Kunst, sondern allenfalls Freiräume gegeben. Besonders hart schlug die Zensur in der Hauptstadt Berlin bei der »Distel« und in Dresden beim Kabarett »Die Herkuleskeule« zu. Dagegen sei es bei der Leipziger »Pfeffermühle« und den Magdeburger »Kugelblitzen« in den 1970er/80er Jahren recht freizügig zugegangen. »Da waren auch schon einmal Bemerkungen zu Gorbatschows Perestroika-Bewegung oder zur Berliner Mauer erlaubt.«
Amateurkabaretts, die in Privatwohnungen oder nicht-öffentlichen Spielstätten auftraten, standen nach Dietrichs Recherchen unter stärkerer Beobachtung der Staatssicherheit als Berufsensembles. Das Rostocker Amateurkabarett »Rohrstock« sei beispielsweise über die Jahre mit neun inoffiziellen Stasi-Mitarbeitern durchsetzt gewesen, darunter die zwei Leiter. Gegen kirchliche Laienkabaretts wiederum war aufgrund der gewissen Autonomie, die der Staat den Kirchen in der DDR zubilligte, ein offensives Vorgehen nicht immer möglich. epd/nd
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