Konsequent

Personalie: Manfred Rettig (63) gibt auf – weil der Westfale keinen zweiten BER verantworten will?

Er zeigte sich sehr interessiert für die Räumlichkeiten der nd-Redaktion, ebenso für die Geschichte eines Exodus und eines Triumphes: die von Reichsbahn und Treuhand erzwungene Austreibung der Redaktion aus dem Bürohaus am Berliner Franz-Mehring-Platz und deren gerichtlich erstrittenen Wiedereinzug. Er kam, um sich eine Ausstellung über den Palast der Republik anzuschauen, gestaltet von dessen Freundeskreis, zu dem er guten Kontakt hielt. Und dem er Hoffnung machte, einiges vom Interieur aus »Honis Lampenladen« im Berliner Schloss zu integrieren. Im nd-Gespräch erinnerte er sich an den wohligen Geruch der roten Lederpolster des Palastes. Als FU-Student war der gebürtige Münsteraner mal »rüber gegangen«, um zu sehen, was der Ostteil der geteilten Stadt architektonisch zu bieten hatte. Historische Neugier ließ und lässt sich der eifrige Sammler von DDR-Devotionalien offenbar nicht durch politisch-ideologisches Gezänk vermiesen.

Manfred Rettig, Vorstandsmitglied und Sprecher der Stiftung Berliner Schloss gibt sein Amt überraschend zum 1. März auf. Was trieb ihn dazu? Schien er sich doch mit Leib und Seele diesem hauptstädtischen Großprojekt verschrieben zu haben. Mächtiger Knatsch ist zu vermuten. Er selbst äußerte sich dazu nicht und andere beteiligte Parteien, zuvörderst Kulturstaatssekretärin Monika Grütters bedauern nur lakonisch das Ausscheiden des »Bauexperten und talentierten Netzwerkers«, ihm brav für den erreichten Baufortschritt dankend.

Das ist eventuell die Crux. Zügiges Fortschreiten im Rahmen der geplanten Kosten und planmäßige Eröffnung des Hauses scheinen gefährdet. Durch einen Freibrief Grütters an die Adresse des just seine Geschäfte als Gründungsdirektor des Humboldt-Forums aufnehmenden Ex-Direktors des British Museum, Neil MacGregor, der bauliche Veränderungen wünscht. Rettig indes, der schon beim Regierungsumzug von Bonn nach Berlin auf Termin- und Kosteneinhaltung pochte, betonte stets, einen zweiten BER werde es mit ihm nicht geben. Insofern war sein Entscheid nur konsequent.

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