»Mare Nostrum?«
Ruhrfestspiele beschäftigen sich mit der Flucht über das Mittelmeer
Recklinghausen. Das Mittelmeer stand schon oft im Zentrum großer Ereignisse - von der Antike bis zur aktuellen Rolle als Fluchtweg. Die Ruhrfestspiele knüpfen daran an und stellen es in diesem Jahr ins Zentrum des Traditionsfestivals im Ruhrgebiet. »Mittelmeer - Mare Nostrum?« lautet das Motto. Den Ausdruck der Römer »Mare Nostrum«, übersetzt »Unser Mittelmeer«, hat Festspielleiter Frank Hoffmann provokant mit einem Fragezeichen versehen. »Wenn Flüchtlingen nicht mehr geholfen wird, dann ist das Mittelmeer nicht mehr unser Meer«, sagte Hoffmann am Dienstag bei der Vorstellung des Programms in Recklinghausen. Das Meer werde heute eher als Grenze gesehen. Das sei früher anders gewesen.
Das Festival geht auf eine umfassende Rundreise durch die Mittelmeerländer. Zu sehen sind in den Theatern in und um Recklinghausen nicht nur europäisch geprägte Inszenierungen klassischer und moderner Autoren. Auf dem Programm stehen auch Aufführungen ägyptischer und israelischer Formationen. Das Stück »Zawaya. Zeugnisse der Revolution« über den arabischen Frühling von Shadi Atef wird von der Compagnie El Warsha Kairo in arabischer Sprache aufgeführt und verlangt dadurch besonderes Einfühlungsvermögen.
Die Flucht über das Mittelmeer und die Schwierigkeiten, Asyl zu finden, zeigt das Stück »Die lebenden Toten« von Christian Lollike. Lollike beschreibt einen Zombieangriff über das Mittelmeer, den die Grenzschutzorganisation Frontex mit Science-Fiction-Waffen abzuwehren versucht. Lollike mache aber auch die Ängste der Menschen in der »Festung Europa« deutlich.
Insgesamt werden vom 1. Mai bis zum 19. Juni 106 Produktionen in 303 Vorstellungen gezeigt. Darunter sind 17 Uraufführungen. Beim 70. Geburtstag des Festivals sind auch das Thalia Theater und das Deutsche Schauspielhaus aus Hamburg dabei, die mit ihrem Besuch 1947 als Dank für Kohlelieferungen an die Hamburger Theater die Ruhrfestspiele begründeten. dpa/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.