»Mare Nostrum?«

Ruhrfestspiele beschäftigen sich mit der Flucht über das Mittelmeer

  • Lesedauer: 2 Min.

Recklinghausen. Das Mittelmeer stand schon oft im Zentrum großer Ereignisse - von der Antike bis zur aktuellen Rolle als Fluchtweg. Die Ruhrfestspiele knüpfen daran an und stellen es in diesem Jahr ins Zentrum des Traditionsfestivals im Ruhrgebiet. »Mittelmeer - Mare Nostrum?« lautet das Motto. Den Ausdruck der Römer »Mare Nostrum«, übersetzt »Unser Mittelmeer«, hat Festspielleiter Frank Hoffmann provokant mit einem Fragezeichen versehen. »Wenn Flüchtlingen nicht mehr geholfen wird, dann ist das Mittelmeer nicht mehr unser Meer«, sagte Hoffmann am Dienstag bei der Vorstellung des Programms in Recklinghausen. Das Meer werde heute eher als Grenze gesehen. Das sei früher anders gewesen.

Das Festival geht auf eine umfassende Rundreise durch die Mittelmeerländer. Zu sehen sind in den Theatern in und um Recklinghausen nicht nur europäisch geprägte Inszenierungen klassischer und moderner Autoren. Auf dem Programm stehen auch Aufführungen ägyptischer und israelischer Formationen. Das Stück »Zawaya. Zeugnisse der Revolution« über den arabischen Frühling von Shadi Atef wird von der Compagnie El Warsha Kairo in arabischer Sprache aufgeführt und verlangt dadurch besonderes Einfühlungsvermögen.

Die Flucht über das Mittelmeer und die Schwierigkeiten, Asyl zu finden, zeigt das Stück »Die lebenden Toten« von Christian Lollike. Lollike beschreibt einen Zombieangriff über das Mittelmeer, den die Grenzschutzorganisation Frontex mit Science-Fiction-Waffen abzuwehren versucht. Lollike mache aber auch die Ängste der Menschen in der »Festung Europa« deutlich.

Insgesamt werden vom 1. Mai bis zum 19. Juni 106 Produktionen in 303 Vorstellungen gezeigt. Darunter sind 17 Uraufführungen. Beim 70. Geburtstag des Festivals sind auch das Thalia Theater und das Deutsche Schauspielhaus aus Hamburg dabei, die mit ihrem Besuch 1947 als Dank für Kohlelieferungen an die Hamburger Theater die Ruhrfestspiele begründeten. dpa/nd

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