Clinton reklamiert Sieg nach Kopf-an-Kopf-Rennen mit Sanders
US-Vorwahlen in Iowa: Linker Sozialist nach Auszählung von über 99 Prozent bei 49,6 Prozent / Ex-Außenministerin kommt auf 49,8 Prozent / Bewerber O'Malley steigt aus
Berlin. Trotz des denkbar knappen Ausgangs der ersten US-Vorwahl in Iowa reklamiert die frühere US-Außenministerin Hillary Clinton den Sieg für sich reklamiert: Es bestehe kein Zweifel daran, dass Clinton die meisten Stimmen gewonnen habe, teilte ihr Wahlkampfteam am Dienstagmorgen mit. Es gebe statistisch gesehen keine Möglichkeit mehr, dass der Senator Bernie Sanders den Vorsprung noch aufholen könnte. Der Chef der Demokratischen Partei in Iowa, Andy McGuire, wollte sich hingegen vor Bekanntgabe des offiziellen Ergebnisses nicht festlegen. In einem Wahlbezirk seien die Stimmen noch nicht ausgezählt worden. Der Ausgang einer Vorwahl der Demokraten in Iowa sei noch nie so eng gewesen, sagte McGuire.
Der demokratische Sozialist Bernie Sanders liegt vor der Verkündung des offiziellen Endergebnisses bei den ersten Vorwahlen der US-Demokraten in Iowa nach Auszählung fast aller Stimmen fast gleichauf mit der früheren Außenministerin Hillary Clinton. Nach der Auszählung von über 99 Prozent der Stimmen lag Clinton mit 49,8 Prozent nur hauchdünn vor Sanders mit 49,6 Prozent. Clinton lag in 696 Wahlbezirken vorn, Sanders in 692. Kommentatoren werteten den Wahlausgang als ungünstig für Clinton.
Sanders sagte im Kurznachrichtendienst Twitter, er habe erreicht, was das politische Establishment ihm nie zugetraut hätte. Man solle ihn nicht unterschätzen. »Was Iowa heute begonnen hat, ist eine politische Revolution«, sagte Sanders. Clinton stellte sich auf einen langen Wahlkampf ein. »Ich bin wirklich aufgeregt, mit Senator Sanders in eine Debatte einzutreten, wie wir künftig am besten für uns und Amerika kämpfen«, sagte sie. Sie zeigte sich siegessicher für den ganzen Wahlkampf, ohne aber zunächst den Sieg in Iowa für sich zu reklamieren. Sanders sagte vor begeisterten Anhängern, vermutlich würden die Delegiertenstimmen der Demokraten geteilt.
Das Ergebnis von Iowa könnte vor allem für die Wahlkampagne der hoch favorisierten Clinton zur Last werden. Zwar wird ihr in der übernächsten Vorwahl in South Carolina ein hoher Sieg über Sanders vorhergesagt. Doch die überraschende Stärke ihres parteiinternen Widersachers in den ersten Staaten macht ihr zu schaffen.
Laut dem Sender NBC hat Sanders vor allem bei jungen Anhängern punkten können - sowie bei denen, die die Ungleichheit bei den Einkommen für das wichtigste Problem in den USA halten. Auch bei Menschen, die erstmals bei einer Vorwahl teilnehmen, lag demnach Sanders vorn. Er führte laut Umfragen auch bei Menschen mit geringeren Einkommen. Clinton konnte mit Blick auf ihre Erfahrungen bei den Anhängern Zustimmung holen. Zudem lag sie bei denen klar vorn, die auf eine Fortsetzung der Politik von US-Präsident Barack Obama hoffen.
Der dritte demokratische Bewerber Martin O'Malley hat derweil das Handtuch geworfen. Aus dem Umfeld von O'Malleys Wahlkampfteam hieß es, dass der frühere Gouverneur von Maryland seine Kampagne aussetzen werde. Damit wird das demokratische Nominierungsrennen zum Zweikampf zwischen Clinton und Sanders. O'Malley ist in landesweiten Umfragen abgeschlagen und kam in Iowa Teilergebnissen zufolge auf weniger als ein Prozent. Der 53-Jährige hatte sich wie Sanders um den linken Flügel der Demokraten bemüht. Der frühere Bürgermeister von Baltimore und Ex-Gouverneur von Maryland hatte während seiner Amtszeit die Steuern erhöht und in seinem Bundesstaat ein Gesetz für die Homoehe in Kraft gesetzt. In seiner Bewerbungsrede im Mai hatte er zum Kampf gegen die soziale Ungleichheit aufgerufen.
Iowa macht nur den Auftakt der Vorwahlen, nach und nach stimmen Wähler in allen 50 Bundesstaaten ab. Demokraten und Republikaner nominieren ihren Präsidentschaftsanwärter dann bei den Wahlparteitagen im Juli. Am 8. November findet die Präsidentenwahl statt, zu der der Amtsinhaber Barack Obama nach zwei Amtszeiten selbst nicht mehr antreten darf. Agenturen/nd
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