Voller Freizeitausgleich?

Polizisten im Bereitschaftsdienst

  • Lesedauer: 1 Min.
Wer als Berliner Polizist Bereitschaftsdienst leistet, kann nach einem Urteil des Verwaltungsgerichts dafür einen kompletten Freizeitausgleich verlangen. Bisher wurde nur ein Drittel der Zeit als freie Tage gewährt.

Damit gab das Verwaltungsgericht Berlin mit Urteil vom 12. Januar 2016 (Az. VG 26 K 58.14) der Klage eines Polizeioberkommissars statt.

Der Beamte war 2011 nach Niedersachsen entsandt worden, um dort die Polizei bei einem Castortransport zu unterstützen. Er war drei Tage in Bereitschaft. Dafür gewährte ihm das Land Berlin nach einer langjährigen Praxis nur ein Drittel Freizeitausgleich, also nur einen freien Tag.

Die Richter urteilten, dass nach dem Landesbeamtengesetz Beamten für Mehrarbeit, die über die regelmäßige Arbeitszeit hinaus geleistet wird, eine entsprechende Dienstbefreiung zu gewähren sei. Zudem verwiesen sie auf entsprechende Urteile des Europäischen Gerichtshofes und des Bundesverwaltungsgerichtes. Danach sei Bereitschaftsdienst arbeitszeitrechtlich wie Volldienst zu behandeln, hieß es. Wegen der grundsätzlichen Bedeutung hat das Verwaltungsgericht Berufung und Sprungrevision zugelassen.

Die Innenverwaltung werde die Urteilsgründe zunächst genau prüfen. Denn diese grundsätzliche Rechtsfrage hätten die Verwaltungsgerichte in Deutschland bisher sehr unterschiedlich gesehen. Deshalb habe das Berliner Verwaltungsgericht auch ausdrücklich Rechtsmittel zugelassen.

Die Berliner Polizei schiebt nach früheren Angaben aktuell rund eine Million Überstunden vor sich her. Diese Zahl sei seit Jahren relativ konstant. Geleistete Mehrarbeit soll vorrangig durch Freizeitausgleich abgegolten werden. Sei dies nicht möglich, werde ein finanzieller Ausgleich gezahlt. dpa/nd

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.