Hafenbetrieb auch ohne Wasser

Sächsischer Betreiber mit guten Zahlen trotz Trockenheit / 1,60 Meter tiefe Elbe bleibt Ziel

  • Hendrik Lasch, Dresden
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Häfen an der Oberelbe wurden 2015 viel genutzt - obwohl der Fluss lange kaum Wasser führte. Von 2,74 Millionen Tonnen umgeschlagener Fracht wurden jedoch nur 210 000 Tonnen per Schiff transportiert.

Was ist ein Hafen? Eine überflüssige Frage, könnte man meinen. Als Häfen gelten gemeinhin Anlegestellen an Meer und Flüssen, an denen Schiffe anlegen und meist auch be- und entladen werden. Ob das auch an der Elbe gilt, scheint freilich nicht ganz so selbstverständlich angesichts der Geschäftszahlen der Sächsische Binnenhäfen GmbH (SBO) für 2015. Das Unternehmen, das im Freistaat drei Häfen betreibt und über Töchter weitere zwei Häfen in Tschechien sowie je einen in Brandenburg und Sachsen-Anhalt unterhält, verbuchte im vergangenen Jahr das drittbeste Ergebnis seit 1990 - und das, obwohl die Elbe über viele Monate hinweg nicht oder kaum befahrbar war.

Fast erwecken die Zahlen den Eindruck, als seien Hafenkräne und Kaimauern nur noch folkloristisches Beiwerk in dem Logistikbetrieb. Dieser schlug 2015 insgesamt 2,74 Millionen Tonnen Fracht um, davon aber nur 210 000 Tonnen und damit 7,7 Prozent per Binnenschiff. Das ist immerhin ein Drittel weniger als im Jahr 2014 - in dem ebenfalls bereits ein dramatischer Einbruch von sogar 37 Prozent verzeichnet wurde. Wettgemacht werden diese Verluste, indem Güter auf Schiene und Straße befördert werden. So hat sich das mit der Bahn beförderte Frachtaufkommen im tschechischen Hafen Lovosice im Jahr 2015 mehr als verdoppelt.

Als Grund für die Einbrüche in beiden Jahren nannte Heiko Loroff, der SBO-Geschäftsführer, die anhaltende Trockenheit. Im Jahr 2014 waren die Wasserstände zeitweise auf 80 Zentimeter zurückgegangen, 2015 waren es ab Mai kaum noch 50 Zentimeter, weshalb der Schiffsverkehr monatelang gänzlich eingestellt werden musste. Experten erwarten, dass sich solche Phasen häufen. So fehlt in der Elbe Wasser, das früher aus Kohlegruben abgepumpt wurde. Und: Wegen des Klimawandels fällt weniger Regen. Es gebe »in der gesamten Fläche zu wenig Wasser«, sagt Helge Wendenburg, Chef der Internationalen Kommission zum Schutz der Elbe.

Die Hafenbetreiber setzen dennoch weiter auf den Wasserweg - und fordern seine Ertüchtigung. Ein halbes Dutzend »Engstellen« am Mittellauf der Elbe müssten beseitigt werden, damit ganzjährig eine Fahrrinne von 1,60 Meter Tiefe zur Verfügung stehe. Das sei »nicht utopisch«, sagt Loroff. Er fordert vom Bund, die nötigen Mittel im neuen Bundesverkehrswegeplan einzustellen und ein nach der Flut von 2002 von der damaligen rot-grünen Bundesregierung verhängtes Moratorium zum Flussausbau zu beenden.

Zur Begründung verweist Loroff darauf, dass die Straßen- und Schienenwege in Richtung der Seehäfen an Kapazitätsgrenzen gelangt seien; die per Schiff transportierte Menge sei »nicht mehr umzuverlegen«. Zudem ließen sich große Anlagen, Flügel von Windrädern und Teile von Flugzeugen, die für den Transport aus Kostengründen nicht wieder zerlegt werden können, nur auf dem Wasserweg befördern. Für die Verladung solcher »Projektladungen« wurde im Hafen Dresden kürzlich für fünf Millionen Euro ein riesiger Raupenkran stationiert, der seither rege genutzt wird - und dafür sorgt, dass im Hafen tatsächlich Schiffe beladen werden.

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