Fleisch! Fleisch! Fleisch!
Neuer Rekord im Schlachtgewerbe: Über acht Millionen Tonnen produziert / Fast 480.000 mehr Schweine geschlachtet / Rückgang bei Rindern und Geflügel
Berlin. Der wachsende Fleisch-Export führt zu Rekordzahlen in deutschen Schlachthöfen. Mit 8,22 Millionen Tonnen produzierten die Betriebe im vergangenen Jahr so viel wie nie, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden berichtete. Es waren 0,3 Prozent oder 25 300 Tonnen mehr Fleisch als im Vorjahr. Damit wurde der bisherige Höchstwert aus dem Jahr 2011 (8,2 Mio Tonnen) leicht übertroffen.
Zwar kaufen die Verbraucher in Deutschland weniger Fleisch. Die Nachfrage ist insbesondere bei Schweinefleisch seit einigen Jahren etwas rückläufig, wie es am Freitag bei der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) in Berlin hieß. Dafür wachsen aber die Ausfuhren. Beim Schwein etwa gehen drei Viertel des Exports in die europäischen Nachbarländer. Höhere Schlachtzahlen kämen auch daher, dass Deutschland gleichzeitig weniger Fleisch einführt.
»Dieser Rekord ist kein Zeichen von Wohlstand, sondern ein Armutszeugnis«, kritisierte die Umweltorganisation Greenpeace. Deutschland erzeuge mit großem Energieaufwand, Futterimporten aus Übersee und Massentierhaltung gewaltige Überschüsse, um sie auf dem Weltmarkt anzubieten. Die Branche müsse auf Qualität und auf den heimischen Markt setzen. Nach Schätzungen des Vegetarierbundes isst inzwischen jeder zehnte Deutsche kein Fleisch.
Schwein ist für die Schlachthöfe nach wie die dominierende Fleischsorte. Die Produktion lag mit 5,56 Millionen Tonnen (plus 0,8 Prozent zum Vorjahr) nur knapp unter dem Höchststand des Jahres 2011 (5,6 Mio Tonnen). Bei Geflügel gab es erstmals seit 2006 einen Rückgang der Produktion: 1,52 Millionen Tonnen waren 0,6 Prozent oder 8900 Tonnen weniger als im Vorjahr.
Auch die Zahl der Rinder, die in gewerblichen Unternehmen geschlachtet wurden, verringerte sich um 1,5 Prozent oder 55 100 auf 3,5 Millionen. Weil das durchschnittliche Schlachtgewicht der Tiere zugleich höher lag, sank die Rindfleischmenge insgesamt jedoch nur um 0,9 Prozent auf 1,1 Millionen Tonnen.
Für das laufende Jahr rechnet die AMI mit einer leicht sinkenden Schweinefleisch-Produktion. Der Preiseinbruch infolge des Russland-Embargos habe dazu geführt, dass mehr Schweinehalter aufgeben als üblich. Dies schränke die Kapazitäten vorübergehend leicht ein.
Nach Informationen des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) soll die Schweine- und Geflügelmast mittelfristig ausgeweitet werden. Seit 2012 wurden in Deutschland mindestens 720 000 neue Stallplätze für Schweine beantragt, davon 420 000 Mastplätze, wie der BUND von den Behörden erfuhr. Bei Geflügel sind es laut den im Januar veröffentlichten Zahlen 10,8 Millionen, davon 6,65 Millionen Mastplätze. Agenturen/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.