Einspruch gegen Europa als Festung

Linke Aktionen für Grundrechte von Geflüchteten

  • John Malamatinas und 
Sven Wegner
  • Lesedauer: 3 Min.
Linke Gruppen hatten am Wochenende europaweit gegen die Pegida-Aufmärsche mobilisiert. Ihnen ging es allerdings nicht nur um Pegida, sondern um die Grundrechte von Geflüchteten.

Pegida bleibt wohl ein sächsisches Problem, wie die dürftige Beteiligung an den europaweit geplanten Aufmärschen zeigt. Die Ablehnung, die Geflüchteten entgegenschlägt, ist allerdings keine nur sächsische, sondern eine europäische. Die Pegida-Aktivitäten waren daher nur ein Anlass für den internationalen Protest von Linken am Samstag. Auf dem Transparent der antifaschistischen Demonstration in Dresden war das gemeinsame Motiv formuliert: »Grenzenlose Solidarität - Aktionstag gegen die Festung Europa«.

Im Fokus stand die Kritik an der Abschottungspolitik der EU-Länder und an den Asylrechtsverschärfungen. In einem Aufruf, der in zehn Sprachen veröffentlicht wurde, heißt es, »globale Herrschafts- und Unterdrückungsformen« seien ein »Angriff auf uns alle«. Man müsse deshalb auch gemeinsam handeln. So beteiligten sich Geflüchtete und Aktivisten mit Aktionen in Rabat, den spanischen Exklaven Ceuta und Melilla, in Strasbourg und Berlin. In Rabat demonstrierten 400 Menschen vor der spanischen Botschaft. In Berlin fand ein »Sit-in« am Checkpoint-Charlie statt.

Die Erinnerung galt auch den Ereignissen vor genau zwei Jahren. Am 6. Februar 2015 wollten 500 Menschen den Grenzzaun zu dem an der marokkanischen Küste liegenden, militärisch abgeschirmten Territorium Ceuta überqueren. Als Reaktion auf den Ansturm schoss die Guardia Civil mit Gummigeschossen auf die im Wasser schwimmenden Menschen. Durch Tränengas und die Gummigeschosse verloren mindestens 15 Menschen ihr Bewusstsein und ertranken nahe des Strandes von Tarajal.

Gegen die Schließung und Abriegelung von Grenzen wandte sich auch ein Bündnis linker und antirassistischer Gruppen aus Thessaloniki in Nordgriechenland. Die Aktion zivilen Ungehorsams richtete sich gegen den Grenzzaun in Idomeni, an der Grenze zu Mazedonien. Die »Koordination gegen die Zäune« hatte bereits mehrmals gegen die Abschottung in Evros an der griechisch-türkischen Grenze mobilisiert. Eine Polizeiblockade etwa drei Kilometer vor der Grenze stoppte den Konvoi. Etwa 150 Aktivisten protestierten schließlich vor der Polizeikette, den Zaun von Idomeni erreichten sie nicht.

Aktuell befinden sich über 5000 Geflüchtete in der Grenzregion. Ein Großteil von ihnen ist in Reisebussen untergebracht an einer Tankstelle, streng bewacht von griechischen Polizeikräften. »Die Behörden werden sich alle Mühe geben, dass wir an dem Tag nicht mit den Geflüchteten in Kontakt kommen« hatte Grigoris Tsilimantos, Sprecher der Koordination, schon vor der Aktion geahnt. Er kritisierte die Unterscheidung zwischen Flüchtlingen und Migranten, die angeblich zur Flucht unberechtigte Menschen illegalisiere - eine Unterscheidung die auch die Regierung Tsipras akzeptiert habe. Kleinere Aktionen fanden auch in Komotini, Athen und Larisa statt.

Auch zahlreiche Gegenaktionen zu den europaweit geplanten Pegida-Aufmärschen weiteten ihren Protest über Pegida hinaus aus, forderten Bewegungsfreiheit für Geflüchtete und richteten sich gegen die Abschottung der EU-Grenzen. In Kopenhagen, Prag, Warschau, Graz, Amsterdam und Montreal kamen Demonstranten zusammen, konnte man »Refugees-Welcome«-Schilder sehen. Der Aktionstag kann als Vorgeschmack auf eine kommende Offensive der beteiligten Gruppen verstanden werden. Aktuell werden europaweit in antirassistischen Netwerken und linken Organisationen Aktionen an Grenzübergängen diskutiert.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.